Sorgt euch nicht!

Predigt zum 8. Sonntag im Jahreskreis A (Mt 6,24-34)

„Sorgt Euch nicht um euer Leben!“  (Mt 6,25)
Das ist weniger ein Befehl,  liebe Mitchristen, das ist eine Einladung,  und zwar  die Einladung unseres Lebens. – Ihr braucht Euch nicht um euer Leben zu sorgen. Ihr könnt es im Grunde auch gar nicht. Das, worum es im Letzten geht, könnt ihr euch nicht besorgen: das Leben.
„Wer von euch kann mit all seiner Sorge sein Leben auch nur um eine kleine Zeitspanne verlängern?“ (Mt 6,27) Wir haben das Leben nicht in der Hand.
Gott ist der Herr meines Lebens. Es ist in seiner Hand. Und aus seiner Hand soll ich es Tag für Tag neu empfangen.
Das ist die befreiende Botschaft Jesu in diesem Evangelium aus der Bergpredigt.

Und doch regt sich gegen diese Botschaft bei uns Widerstand:
>Ich muss mir doch Sorgen machen! Wie soll ich denn sonst mit allem fertig werden? Ich hab doch so viele Pflichten und Lasten!<
Und dann sind wir doch gerade heutzutage zur Vorsorge verpflichtet. Ständig wird uns von allen Seiten gepredigt, wie wichtig persönliche Vorsorge ist, zum Beispiel zur Absicherung im Alter. So machen sich schon junge Leute heute vor allem Sorgen um ihre einstige Rente. Wir müssen vorsorgen mit Versicherungen aller Art, mit Altersabsicherungen, mit Vorsorge-Untersuchungen. Da hat der Mensch nicht nur die normalen menschlichen Sorgen zu schultern, sondern außerdem das ganze Paket der Vorsorge. – Wenn noch alles in Ordnung ist, wenn ich noch jung und kerngesund bin, muss ich mich schon sorgen. – Vor der Sorge kommt die Vor-Sorge… Das ganze Leben von der Wiege bis zur Bahre steht unter dem Gesetz der Sorge. Und das obwohl wir heute in einem Wohlstand leben, von dem frühere Generationen nicht einmal zu träumen wagten. Das ist merkwürdig. – Wachsender Wohlstand macht also keineswegs sorgenfrei, sondern erzeugt nur immer neue Sorgen.
So steht das ganze heutige vorsorgende und sich nach allen Seiten absichernde Lebensgefühl diametral gegen die Sorglosigkeit, die Jesus uns predigt. Es ist wohl auch hier eine grundsätzliche Entscheidung notwendig. Wir können nicht beiden dienen: Gott und der Sorge (Mt 6,24).
Jesus benennt ja auch den tiefsten und eigentlichen Grund der Sorgen-Mentalität:  „Ihr Kleingläubigen!“ (Mt. 6,30). Der mangelnde Glaube, der Kleinglaube sitzt da an der Wurzel. Man rechnet gar nicht mehr mit Gott. Man traut es Gott überhaupt nicht mehr zu, dass er sorgt, dass er sich kümmert.
Im Grunde geht es um die Entscheidung:  Sorge ich – oder sorgt Gott für mich?
Wer ist der Herr in meinem Lebenshaus? Da scheiden sich die Wege. Da scheidet sich der Glaube vom Unglauben. Und das Sorgendiktat unserer Zeit ist eine direkte und logische Folge der allgemeinen Gottvergessenheit.

Entscheiden wir uns heute neu für den Glauben, das heißt: für das felsenfeste Vertrauen auf Gottes väterliche Sorge und Liebe. Vom Gründer der Schönstatt-Familie, Pater Josef Kentenich, gibt es dazu ein treffendes Wort: „Unsere größte Sorge sollte es sein, jede Sekunde endlos sorglos zu sein. Sorglos nicht aus Nachlässigkeit, sondern weil wir auf Gott vertrauen.“
Die Art, wie ich mir Sorgen mache – oder aber sorglos sein kann, ist ein sicheres Kriterium des Glaubens.
Gewiss: die Sorgen kommen jeden Tag. Jeder Tag hat seine Plage. Und trotzdem, wir sind nicht verpflichtet, uns dauernd Sorgen zu machen und für alles und jedes vorzusorgen. Nein, als Kinder Gottes sind wir so frei, Gott die Sorgen zu überlassen. So lädt uns der Apostel Petrus ein: „ Werft all eure Sorgen auf ihn, denn er sorgt sich um euch“ (1 Petr 5,7). Und der Apostel Paulus ergänzt: „Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage eure Bitten mit Dank vor Gott“ (Phil 4,6). Jede Sorge, jede echte Sorge sofort ummünzen in ein Gebet und Gott anvertrauen, das ist die Vorsorge des Christen.
Gewiss, das müssen wir lernen. Ein Leben lang. Und wenn wir es nicht aus der Bibel lernen wollen, dann sollen wir es lernen von den Lilien auf dem Feld und den Vögeln des Himmels. – Wer sorgt eigentlich für die, wer sorgt für das ganze Wunderwerk der Schöpfung? Wem habe ich selbst mein Leben und meine Lebenszeit zu verdanken? Es ist einzig und allein der Vater im Himmel. Auf ihn sollt ihr schauen, sagt uns Jesus, nicht auf all eure kleinen und großen Sorgen. Und mit ihm müsst ihr eng verbunden bleiben. Das ist die einzig wichtige Sorge, alles andere wird euch dann dazugegeben (Mt 6,33).

AMEN.