Ein Blick in den Himmel.

Zum Fest Christi Himmelfahrt.

„Wie schön muss es im Himmel sein, wenn er schon von außen so schön aussieht“…
Ein schönes Wort von Astrid Lindgren, an das ich immer denken muss, wenn ich an einem schönen Sommertag zu einem azurblauen Himmel aufschaue. Ja, die Schönheit des blauen Himmels ist wie ein Versprechen, dass Gott etwas ganz Schönes für uns bereithält.
Das Fest „Himmelfahrt“ lenkt unseren Blick auf den Himmel und deshalb möchte ich mit Ihnen einen Blick in den Himmel werfen, in den Jesus bei seiner Himmelfahrt eingegangen ist. Allerdings ist dieser Himmel, im Gegensatz zum meteorologischen Himmel, unseren Augen, unseren Sinnesorganen verschlossen; wir brauchen hier ein anderes Sensorium, nämlich die „Augen des Herzens“, und wir brauchen eine spezielle göttliche Sehhilfe, ein himmlisches Teleskop sozusagen, und das ist das Wort Gottes, die biblische Offenbarung..
Von den vielen biblischen Hinweisen, wie wir uns den Himmel vorstellen dürfen, möchte ich nur drei betrachten. Sie lassen uns etwas ahnen von der Schönheit des Himmelreichs. Nur ahnen, aber Ahnung ist auch schon eine Form der Erkenntnis!

1. Viel größer als wir uns träumen lassen.
„Kein Auge hat je gesehen, kein Ohr hat je gehört und kein Mensch konnte sich jemals vorstellen, was Gott Großes für die bereithält die ihn lieben“, so sagt Paulus im ersten Korintherbrief (2,9). Und er weiß, wovon er spricht, denn im Gegensatz zu uns wurden ihm, wie er selbst bekennt, „einzigartige Offenbarungen“ zuteil, er wurde gar einmal „in den dritten Himmel entrückt…und in das Paradies“ (2 Korinther 12, 1-7). Deshalb ist er für uns der wichtigste Gewährsmann für die himmlischen Dinge.
Und das Erste, was er uns da zu sagen hat, ist, dass der Himmel unvorstellbar groß ist, dass er alle unsere irdischen Maßstäbe und Erfahrungen sprengt. Schon die schier unendlichen Weiten des Weltalls sind für uns nicht fassbar, aber sie sind nur ein Bild für die Grenzenlosigkeit Gottes und seines Reiches.
Das mag uns vielleicht auch erschrecken. In der Regel scheut der Mensch das Unbekannte und das, was ihm zu groß ist. Vielleicht ist das der Grund, warum wir nicht öfter an den Himmel denken und in unserer Zeit sogar die Theologie das „eschatologische Büro“ geschlossen hat, wie Hans Urs von Balthasar kritisch feststellte. („Eschatologie“ ist die Lehre von den Letzten Dingen.)
Aber hier gilt das biblische: Fürchtet euch nicht!
 Ja, es ist alles viel größer, als ihr es euch träumen lasst, aber es muss auch so groß sein, damit ihr es eine ganze Ewigkeit darin aushalten könnt. Die Ewigkeit muss noch einmal alles sprengen, was euer bisheriges Leben ausgemacht hat.

Jesus greift gern zu Vergleichen aus der Natur, um die Geheimnisse der Reiches Gottes zu erklären. „Lernt von den Lilien, die auf dem Feld wachsen“, sagt er zum Beispiel in der Bergpredigt. So finden wir vielleicht auch für die himmlischen Dinge einen Vergleich aus der Natur, der uns weiterhilft. Ich meine, wir können viel von den zwei Leben des Schmetterlings lernen. Sein erstes Leben ist das eines hässlichen Wurms, der über die Erde kriecht oder sich mühsam an Ästen hochwindet und durch Blattwerk frisst. Dieser Wurm kann es sich – menschlich gesprochen –  nicht annähernd vorstellen, welches Leben auf ihn noch wartet: Dass er einmal ein wunderschönes, farbiges, geflügeltes Wesen sein wird, das von der Luft getragen wird und im Sonnenschein von Blüte zu Blüte taumelt.

Auch unsere himmlische Existenz wird ganz anders sein und unvergleichlich größer und beglückender als das Erdenleben. Es wird eine Verwandlung stattfinden: „Dieses Verwesliche muss Unverweslichkeit anziehen und dieses Sterbliche Unsterblichkeit“, sagt der Apostel Paulus und spricht von einem neuen „Geist-Leib“, den wir haben werden. Wer dazu Näheres wissen will, muss das 15. Kapitel des ersten Korintherbriefs lesen.

2. Das himmlische Hochzeitsmahl.

Wenn Jesus vom Reich Gottes spricht, verwendet er oft das Bild vom Festmahl oder vom Hochzeitsmahl, besonders dann, wenn er selbst als Gast bei Gastmählern teilnimmt. „Selig, wer im Reich Gottes am Mahl teilnehmen darf“, ruft einer, der zusammen mit Jesus zu einem Essen eingeladen ist. Jesus antwortet darauf mit dem „Gleichnis vom Festmahl“ (Lukas 14, 15-24). Bei der Hochzeit zu Kana tut er (im Bericht des Johannesevangeliums) sein erstes Machtzeichen,  und verwandelt  600 Liter Wasser in Wein.  Dieses Zeichen weist schon hin auf das letzte und größte Wunder Jesu, das er beim letzten Abendmahl als sein wichtigstes Vermächtnis hinterlassen wird, das Mahl des Neuen und Ewigen Bundes in der Eucharistie. Das letzte Buch der Bibel, die Offenbarung des Johannes, beschreibt schließlich in seinen Schlusskapiteln die neue Welt Gottes mit den Worten: „Selig, die zum Hochzeitsmahl des Lammes geladen sind“ (Offenbarung 19,9).

Was sagt uns dieses Bild vom Hochzeitsmahl im Reich Gottes?
Im Himmel herrscht Freude, überschäumende Freude sogar, wie es zu einem Freudenfest wie einer Hochzeit gehört. Und diese Freude teilen alle miteinander, die dabei sind. Die ewige Seligkeit ist also nicht nur ein persönlicher Glückszustand, sondern ein Gemeinschaftserlebnis, es gliedert uns ein in eine universale Festgesellschaft der Kinder Gottes. Schließlich geht es um eine „Hochzeit“, also ein Fest der Liebe. Was in der Ewigkeit gefeiert wird, das ist die Liebe Gottes, der Grund und das Lebenselixier des ganzen Universums. „Die ganze neue Schöpfung wird im Zustand der Liebe sein“, sagt dazu der große Theologe Romano Guardini. Dass es uns im Himmel langweilig sein wird (wie etwa dem „Münchner im Himmel“..) braucht also niemand zu fürchten. Denn die Liebe, die Erfüllung unserer tiefsten Sehnsucht, wird uns nie langweilig werden…

3. Unsere Heimat.

Der Himmel ist ganz anders und viel größer, als wir es uns vorstellen können. Aber er ist zugleich unser wahres Zuhause. So sagt es Paulus im Philipperbrief (3,20): „Unsere Heimat ist im Himmel“. Das scheint nun ein Gegensatz zu sein: ganz anders und doch ganz vertraut. So ist es aber mit allen Glaubenswahrheiten, sie vereinigen scheinbar gegensätzliche Pole zu einer spannungsvollen Einheit.
Betrachten wir das Wort „Heimat“: Heimat ist der Ort, wo ich herkomme und wo ich hingehöre. Nun wird mir gesagt: Dieser Ort, wo du herkommst und wo du hingehörst, ist nicht Stuttgart, auch wenn Du hier schon seit Kindesbeinen lebst. Deine eigentliche Heimat ist der Himmel, das Reich Gottes. Hier auf Erden bist du nur ein Durchreisender, ein Gast auf Zeit, ja ein Fremder.

Jesus sagt im Johannesevangelium: „Ich stamme von oben“ (Joh 8,23). Und über seine Jünger sagt er: „Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin“ (Joh 17,16).

Wir sind nicht von der Welt, wir stammen von oben. Darum heißen wir auch Kinder Gottes. Wenn wir in den Himmel kommen, wird es also auch wie ein Heimkommen sein, und ein Wiedererkennen und Wiederfinden von etwas, was wir unbewusst immer vermisst haben. „Der Mensch trägt in sich eine Erinnerung an die Ewigkeit“, sagte Papst Benedikt XVI. einmal…

Nun muss ich einen Punkt setzen. Die Zeit ist begrenzt, nur die Ewigkeit ist unendlich (wobei „ewig“ nicht endlos lang, sondern unendlich glücklich meint…)

Spüren wir dem nach, „das wir jetzt nur erahnen können, wie man den klaren Himmel durch den Nebel erahnt“ (Benedikt XVI.).

„Richtet euren Sinn auf das Himmlische, nicht auf das Irdische“ (Kolosser 2,3). Von daher kommen Freude, Hoffnung und Gelassenheit in unser oft so mühsames „Raupendasein“.