Der Glaube von Nizäa (325 – 2025)

Im November 2025 wird Papst Leo XIV. nach Istanbul reisen, um den Ökumenischen Patriarchen Bartholomäus I. zu besuchen. Gemeinsam wollen sie das Jubiläum „1700 Jahre Erstes Allgemeines Konzil in Nizäa und Großes Glaubensbekenntnis der Kirche“ begehen. Eigentlich war die Feier schon für Mai des Jahres vorgesehen, denn das Konzil von Nizäa tagte von Mai bis Juli 325, aber der Tod von Papst Franziskus machte einen neuen Zeitplan notwendig.
Frage: Was ist das eigentlich, ein Glaubensbekenntnis, warum gibt es das, und warum ist gerade dieses Große Glaubensbekenntnis von Nizäa so wichtig?
Das Credo ( lat. „Ich glaube) antwortet auf die Frage: Was glauben die Christen eigentlich?
Es gibt schon im neuen Testament etliche kurze Bekenntnisse oder Glaubensformeln. Das populärste frühchristliche Bekenntnis begegnet oft im Neuen Testament:
„Kyrios Jesus Christos“:  „Jesus ist der Herr“.
„Wenn du mit deinem Mund bekennst: Jesus ist der Herr und in deinem Herzen glaubst: Gott hat ihn von den Toten auferweckt, so wirst du gerettet werden“ (Röm 10,9). Die Auferstehung als Kern des Glaubens wird in dieser Formel betont:  „Vor allem habe ich euch überliefert, was auch ich empfangen habe: Christus ist für unsere Sünden gestorben, gemäß der Schrift, und ist begraben worden. Er ist am dritten Tag auferweckt worden, gemäß der Schrift, und ist dem Kephas, dann den Zwölf erschienen“ (1 Korinther 15, 3-5).
Ganz entscheidend ist der Schluss des Matthäusevangelium: Christus, der Auferstandene , sammelt vor seiner Himmelfahrt die Apostel um sich und gibt ihnen den Auftrag:
„Geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ (Matthäus 28,19).
Das ist die sog. Taufformel bis zum heutigen Tag. Und diese Taufformel gibt zugleich die Grundstruktur für alle Glaubensbekenntnisse vor:
Es ist die trinitarische Grundstruktur.
Das christliche Glaubensbekenntnis hat drei Artikel:
– Der Glaube an Gott, den Schöpfer aller Dinge und  Vater im Himmel.
– Der Glaube an Jesus Christus, seinen Sohn, der als Erlöser in die Welt kam, gekreuzigt wurde und auferstanden ist.
– Der Glaube an den Heiligen Geist, der in der Kirche wirkt und der Auferstehung und Ewiges Leben schenkt.

Genau so ist das älteste kirchliche Glaubensbekenntnis formuliert, das Altrömische Credo, kurz Romanum genannt, von dem erste Zeugnisse schon aus dem Jahr 125 stammen.
Daraus wurde das „Symbolum Apostolicum“, das Apostolische Glaubensbekenntnis, das sich von Rom aus vor allem im Westen der Christenheit verbreitete. In Deutschland ist es heute das vorherrschende Credo, obwohl in der Feier der Hl. Messe eigentlich das Große Credo vorgeschrieben ist an Sonn – und Festtagen..
Dieses „Nizäno – Konstantinopolitanische Credo“ zeichnet sich besonders durch eine sehr ausführliche Fassung des zweiten Artikels über Jesus Christus aus.
Wie kam es dazu?

Im Evangelium warnt Jesus  vor falschen Propheten: „Sie kommen zu euch wie Schafe, in Wirklichkeit  sind sie aber reißende Wölfe“ (Matthäus 7, 15).
Das heißt: Da werden manche in seinem Namen neue Lehren verkünden, die ganz harmlos klingen und vielleicht sogar anziehend sind, die aber den wahren Glauben zerstören.
Schon der Apostel Paulus hatte viel mit solchen falschen Lehrern und Propheten zu kämpfen, wie seine Briefe dokumentieren.
Im vierten Jahrhundert, kurz nachdem das Verbot des Christentums im Römischen Reich durch Kaiser Konstantin aufgehoben worden war, trat einer auf, der die Fundamente des christlichen Glaubens zu zerstören drohte, es war der gebildete und einflussreiche Priester ARIUS zu Alexandrien in Ägypten (damals ein Zentrum der Christenheit).
Was lehrte und behauptete er?
Er griff das Zentrum und das Spezifische des Christlichen Glaubens an, nämlich die Trinität, den Glauben an den dreifaltigen Gott.
Er sagte (sinngemäß): Wir sind doch Monotheisten, wir glauben nur an einen Gott. Also ist es ein großes Missverständnis, wenn man aus Jesus Gott macht oder Gottes Sohn. Jesus ist ein Geschöpf Gottes,
vielleicht das erste und vornehmste Geschöpf, ein Erwählter Gottes, aber nicht selbst Gott, sondern endlich und begrenzt.
Schnell verbreiteten sich seine Thesen und sorgten für Streit und Spaltungen in den Gemeinden, was wiederum Kaiser Konstantin auf den Plan rief. Dieser war zwar weniger an theologischen Diskussionen interessiert, wünschte sich aber eine geeinte Kirche als Klammer für sein Weltreich.
So berief er ein Konzil aller Bischöfe der „Ökumene“  (des Erdkreises) nach Nicäa (heute Iznik, Türkei) ein, ganz in der Nähe seiner Residenz Konstantinopel (heute Istanbul).

Und es folgten seinem Ruf etwa 300  Bischöfe aus allen Teilen der christlichen Welt, aus dem Abendland nur sieben, darunter zwei römische Presbyter als Vertreter des schon betagten Papstes Silvester…
Es war bald klar: die überwiegende Mehrheit ist gegen die Umformung des überlieferten Glaubens und man einigte sich auf Formulierungen, die den Thesen des Arius  direkt widersprachen:
Jesus, der Sohn Gottes, ist „aus dem Wesen des Vaters“ , er ist „Gott aus Gott, Licht aus Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, wesensgleich mit dem Vater („homousius“), durch ihn ist alles im Himmel und auf Erden geworden“..
Festgehalten wird (gegen die Arianer): Jesus ist auf der Ebene Gottes, er ist nicht auf der Ebene der Geschöpfe.
Warum ist das so wichtig?
Wenn Jesus nur ein Geschöpf ist, dann kann er auch nur Geschöpfliches geben, also Endliches, Begrenztes, er kann kein ewiges Leben schenken. Und er ist nicht unser Erlöser.
In den Konzilsakten von Nizäa findet sich auch der Name des Nikolaus, Bischof von Myra. Von ihm ist überliefert, er sei, als Arius wieder eine seiner Reden hielt, von heiligem Zorn erfasst worden: „Er sprang auf und versetzte dem Irrlehrer eine schallende Ohrfeige“..
Falsche Propheten treten immer wieder auf. Auch die arianische Lehre taucht immer wieder auf, nur vielleicht in moderner Aufmachung..
Mit einem gesunden „sensus fidei“  (Glaubenssinn) kann man in der Regel  recht gut erspüren, wes Geistes Kind jemand ist. Und außerdem gibt es das kirchliche Lehramt, die Bischöfe der Weltkirche in Einheit mit dem Papst in Rom, der das Petrusamt innehat, der nach dem Willen Jesu (Matthäus 16, 18) „Fels des Glaubens“ im Durcheinander der Meinungen zu sein hat, unterstützt vom Dikasterium für die Glaubenslehre.
In seiner ersten Predigt am 9. Mai 2025  in der Sixtinischen Kapelle sagte Papst Leo:
„Jesus ist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes, das heißt der einzige Erlöser. Er offenbart das Antlitz des Vaters…Vielfach wird Jesus, obwohl er als Mensch geschätzt wird, auch heute bloß als eine Art charismatischer Anführer oder Übermensch gesehen, und zwar nicht nur von Nichtgläubigen, sondern auch von vielen Getauften, die so schließlich in einen faktischen Atheismus geraten“. 
Darum ist das Große Glaubensbekenntnis der Kirche heute so aktuell wie zu allen Zeiten. Es hilft uns, bei Christus, dem einzigen Erlöser zu bleiben und „durch den Glauben das Leben zu haben in seinem Namen“ (Johannes 20,31).