Die Kirche – Gottes Haus

Predigt zum Kirchweihfest (Joh 2, 13-22)

Was ist eigentlich eine Kirche?
Jesus sagt es im Evangelium: „Das Haus meines Vaters“ (Joh 2,16) – Die Kirche ist Gottes Haus.
Raum der Gegenwart Gottes mitten in dieser Welt.
Darum sehen Kirchen anders aus als normale Häuser. Sie sprechen von Gott, von Gottes Größe und Schönheit, von Gottes Geheimnis.
Schon wenn ich eine Kirche betrete, soll mich die Größe und die Höhe des Raumes erheben, mein Herz erheben. – Nach oben heißt die Richtung, dahin weist auch der Kirchturm.
Die kostbare Ausstattung, die Bilder und Statuen, die verschiedenen sakralen Orte sprechen von der reichen Welt des Himmelreiches, und auch das, was wir nicht auf Anhieb verstehen, hat seine Bedeutung, ist doch Gott für uns ein unbegreifliches Geheimnis.

Was eine Kirche, ein Gotteshaus für uns bedeutet, kommt am deutlichsten zum Ausdruck, wenn eine Kirche geweiht wird. Das gibt es ja heute kaum noch in unseren Breiten (im Gegenteil: Kirchen werden zugemacht oder Ñumgewidmetì, wie man sagt.) Ich selbst habe auch noch nie eine Kirchweihe miterlebt; es muss eines der festlichsten Rituale sein, das es gibt.
Bevor der Bischof zur Weihe in die neue Kirche einzieht, hält er am Portal inne und gedenkt derer, die künftig in dieses Gotteshaus kommen werden: „Wer immer diese Schwelle überschreitet, erfahre hier Heil und Segen, Hilfe und Trost“. Ähnlich hieß es schon über den Tempel in Jerusalem: „An diesem Ort schenke ich die Fülle des Friedens, Spruch des Herrn der Heere“ (Haggai 2,9). – Wenn wir eine Kirche offenen Herzens aufsuchen, sind wir dem Frieden Gottes nah. Wir werden nicht ungetröstet diesen Ort verlassen.

Der Bischof besprengt anschließend die Wände der Kirche und dann die Gläubigen mit geweihtem Wasser. Das erinnert an die Taufe. – Die Kirche ist der Versammlungsort der Getauften, die im Heiligen Geist und im Wasser Kinder Gottes wurden. Dann segnet der Bischof den Ambo, den Ort, von dem aus das Wort Gottes, das Evangelium verkündet wird. – „Herr, zu wem sollen wir gehen?“, fragt Petrus einmal.- „Du hast Worte des ewigen Lebens“ (Joh 6,68).
Dann schreitet der Bischof zum Zentrum der Kirche, zum Altar. Er salbt ihn mit Chrisam-Öl. Der Altar repräsentiert Christus, den Herrn der Kirche, denn auf dem Altar wird Christus in jeder Messe in seinen Leib und Blut unter uns gegenwärtig.
An zwölf Stellen salbt dann der Bischof die Wände der Kirche. Die Zahl 12 spielt im Christentum eine große Rolle, sie steht für die zwölf Apostel, mit denen die Kirche ihren Anfang nahm. Die auf dem Fundament der Apostel gebaute Kirche ist die apostolische Kirche (Epheser 2,20).
Altar, Ambo, Kirchenwände und Gemeinde werden dann inzensiert, beweihräuchert. Hier in der Kirche sollen die Gebete der Gläubigen wie Weihrauch zu Gott aufsteigen (Psalm 141).
Jetzt werden alle Lichter angezündet. „Christi Licht leuchte auf in seiner Kirche, und alle Völker mögen zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen“, spricht der Bischof bei diesem Ritus.

Ein wichtiger Ort des Gotteshauses kommt nach der Kommunion zur Geltung: der Tabernakel, wo die konsekrierten Hostien aufbewahrt werden. Das ewige Licht wird jetzt hier erstmals entzündet. Nach einem Wort von Papst Paul VI. ist der Tabernakel „das lebendige Herz der Kirche“. – Wenn ich das ewige Licht flackern sehe, weiß ich: Ich bin hier nicht allein, der Herr ist da.

Liebe Mitchristen, was wäre unser Leben ohne Glaube, was wären wir ohne Heimat in der Kirche?
Wir wollen es uns gar nicht vorstellen.
Wir wollen uns vielmehr selber als lebendige Steine der Kirche einfügen lassen, wie es der Apostel Petrus sagt (1 Petr 2,5), damit der Glaube bei uns Zukunft hat und damit unser schönes Gotteshaus auch für künftige Generationen Ort der Hoffnung, des Trostes und der Gemeinschaft mit Gott bleibt.

Amen.