Predigt zum Christkönigssonntag B (Joh 18, 33-37)
Der letzte Sonntag im November ist im Kalender als „Totensonntag“ angegeben. Katholiken feiern aber heute den Christkönigsonntag, ein Hochfest, mit dem das Kirchenjahr endet. Die Botschaft ist klar: Nicht der Tod hat das letzte Wort, sondern Christus, der „König der Könige und Herr der Herren“ (1 Timotheus 6,15).
Das Christkönigsfest ist ein relativ junges Fest. Es wurde 1925 vom damaligen Papst Pius XI. ins Leben gerufen. Damals war schon absehbar, dass die Menschheit am Rande des Abgrundes steht. Stalinismus auf der einen Seite, Nationalismus und Faschismus auf der anderen Seite. Diktatoren, Führer, denen die Massen blind folgten. Gegen all das stellte die Kirche Jesus Christus als den wahren und einzigen König, den einzigen legitimen „Führer“ der Menschen.
„Christus mein König, dir allein schenk ich die Liebe stark und rein, bis in den Tod die Treue“, so wurde damals gesungen. Und wenn dazu die katholischen Jugendverbände mit Bannern und Fahnen in die Kirche einzogen oder sich zu großen Versammlungen trafen – das Christkönigsfest war auch Tag der katholischen Jugend – dann war das schon eine machtvolle Demonstration des Glaubens, durchaus auch eine politische Kundgebung.
Der Christkönigssonntag ist ein Aufruf zum mutigen Einstehen für die Wahrheit und für den Glauben.
Wer im Dritten Reich den Glauben praktizierte, der brauchte Courage, der musste mit manchen Anfeindungen und Schikanen rechnen, in der Nachbarschaft, am Arbeitsplatz, in der Schule. Was bedeutete etwa in diesen Jahren eine Fronleichnamsprozession! Es war bekannt, dass Teilnehmer fotografiert und registriert wurden. Sie galten als schädliche Elemente. Was bedeutete es später im Stasi-Staat DDR nicht zur „Jugendweihe“ zu gehen, sondern sich firmen oder konfirmieren zu lassen! Das Abitur war damit schon mal erledigt.
Gott sei Dank: diese Zeiten sind vorbei. Aber es ist gut, sich an sie zu erinnern. Zum Christsein gehört auch heute Mut. Christsein ist nicht der Weg des geringsten Widerstandes und der Anpassung.
So sehen wir im heutigen Evangelium Jesus Christus vor Pilatus, seinem Richter stehen.
„Bist du ein König?“, wird er gefragt (Joh 18,33). Es ist für Pilatus, den Vertreter Roms, die entscheidende Frage, die Frage nämlich, ob sich da einer gegen oder über den Kaiser stellen will. Für Jesus wäre es gar nicht schwer, sich hier aus der Affäre zu ziehen. Er muss nur das Reizwort „König“ vermeiden. Aber das tut er nicht. Er steht zur Wahrheit, er bekennt sich zu seinem Königtum im Angesicht des Todes.
„Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme“, sagt er (Joh 18,37).
Was heißt das für uns, für unser Christsein heute?
Zum Beispiel Folgendes:
Überall, wo mir eine innere Stimme sagt: Hier müsstest du eigentlich etwas sagen, das kannst du so nicht stehenlassen, hier musst du dich einschalten; immer, wenn mein Gewissen so etwas – vielleicht ganz leise und schüchtern – sagt, da soll ich ihm folgen!
Anderes Beispiel: Überall, wo es irgendwie unangenehm für mich ist, mich als religiös zu „outen“, da soll ich es deshalb grade erst recht tun.
Jemand hat gesagt: „Wir sind alle keine Helden. Aber müssen wir deshalb Feiglinge sein?“
Nein, das müssen wir nicht! Wir sind so frei, da und dort Mut zu wagen. Und das sollten wir einüben, Schritt für Schritt, in den alltäglichen Situationen: damit wir auch in den großen Stunden, wo’s wirklich darauf ankommt, bestehen.
Amen.