Hochzeit zu Kana: Wunder der Verwandlung

 Predigt zum 2. Sonntag im Jahreskreis C (Joh 2, 1-11)

Jesus wandelt bei der Hochzeit in Kana Wasser zu Wein.
Ein Wunder der Verwandlung steht am Anfang des Johannesevangeliums. – Es ist das erste Machtzeichen Jesu, mit dem er seine Göttlichkeit offenbart.
Ein Wunder der Verwandlung wird auch das letzte Wunder Jesu sein, wenn er am Abend vor seinem Tod – beim letzten Abendmahl – im Kreis der Jünger Brot und Wein in sein Fleisch und Blut verwandeln und Ihnen dieses Geheimnis – sein „größtes Wunder“ (Thomas von Aquin) – als seinVermächtnis für alle Zeiten mitgeben wird.

Liebe Mitchristen,
nichts im Evangelium steht einfach zufällig da. – Alles ist innerlich miteinander verbunden und aufeinander bezogen. So lässt der Evangelist Johannes in der Hochzeit zu Kana etwas vom Geheimnis der Eucharistie aufscheinen, von jenem Fest des Glaubens, das die Gläubigen immer neu mit Christus verbindet und ihnen einen Vorgeschmack gibt auf das himmlische Hochzeitsmahl im Reich Gottes.
Stichwort: „Hochzeitsmahl“.
Hier kommt ein zweiter Aspekt ins Spiel. Zweifellos wird im Evangelium von der Hochzeit in Kana nicht nur auf das Eucharistische Sakrament angespielt, sondern auch auf das Sakrament der Ehe.
Um eine Eheschließung handelt es sich ja – um ein Hochzeitsfest – und zwar steht da am Anfang eine sehr missliche Situation.
Einem Brautpaar passiert an seinem großen Tag ein schlimmes Malheur: „Sie haben keinen Wein mehr“ (Joh 11, 3).
Genaugenommen bedeutet das: das Aus für das Fest, eine Blamage vor allen Gästen und ein schlechtes Omen für die Ehe.

„Sie haben keinen Wein mehr“ – nehmen wir das einmal in einem tieferen, symbolischen Sinn. – Der Wein der Freude ist ihnen ausgegangen, der Wein der Liebe, der Wein des Glücks. Es gibt keinen Grund zum Feiern mehr. Es gibt nur noch den grauen und langweiligen, den zermürbenden Alltag.
Wie vielen Paaren geht es so. Wie viele haben das Gefühl: Die Liebe – die am Anfang so faszinierend war – sie hat sich verbraucht. Und wie viele werfen deshalb die Flinte ins Korn, gehen auseinander und suchen anderswo ein neues Glück.

Mit dem Hochzeitspaar im Evangelium geht es allerdings anders. Da wendet sich auf überraschende Weise alles zum Guten.
Warum? Aus einem einzigen Grund: Weil das Brautpaar klug genug gewesen war, Jesus Christus zur Hochzeit einzuladen. Durch Christus wird der Mangel zur Fülle. 600 Liter Wasser wandeln sich unter Jesu Händen in erstklassigen Wein, in Wein, der noch besser ist als der erste.
In diesem Geschehen liegt ein Versprechen:
Wer den Ehebund im Glauben schließt, wer Christus in seine Ehe einlädt – der ist verbunden mit der göttlichen Liebe und damit angeschlossen an eine übernatürliche Kraftquelle, an eine unerschöpfliche Quelle der Regeneration und der Erneuerung. Und der darf dann hoffen (und erfahren!), dass sich das Eheleben immer wieder erneuert, dass die Liebe sich nicht verbraucht, sondern regeneriert, dass sie sich wohl wandelt im Laufe der Jahre, neue Gestalt annimmt – aber am Ende nicht schlechter sein muss als die junge Liebe , sondern vielleicht reifer, tiefer, voller. Das ist die Verheißung, die der christlichen Ehe gegeben ist.
Sagen wir das weiter. Sagen wir das den jungen Männern und Frauen, die meinen, gut „ohne Trauschein“ zusammenleben zu können.
Um den Trauschein geht es nicht. Auch nicht um die „Traumhochzeit in Weiß“. Um das Sakrament geht es, um das göttliche Gnadenmittel, das Christus uns anbietet. Soll man das wirklich ausschlagen?

Noch ein letzter Gedanke: Maria, die Mutter Jesu, spielt eine besondere Rolle bei der Hochzeit zu Kana. Auf Ihre Bitte hin tut Jesus sein erstes Wunder.
(Jesus fügt sich ihr: nicht nur, weil sie seine Mutter ist, sondern weil er ihren Glauben sieht, ihren Glauben an seine Person und seine Sendung.)
Wir lernen daraus: Maria kann uns Gnaden, kann uns göttliche Hilfe vermitteln. – Wir dürfen sie um ihre Fürsprache anrufen. – Für uns, für die, die uns nahe stehen, aber auch für die Kirche im Ganzen.
Maria ist doch die „Mutter der Kirche“. – Jesus selbst hat sie am Kreuz seinen Jüngern zur Mutter gegeben mit seinem Vermächtniswort: „Siehe, deine Mutter“ (Joh 19, 27).
Die Kirche unserer Tage leidet Not.
„Sie haben keinen Wein mehr“ – gilt das nicht auch für die heutige Christenheit?
Der Wein des Glaubens ist uns ausgegangen, der Wein der Hoffnung. Wie viele Christen sind gleichgültig geworden , müde, lau. – Wo findet man noch Leidenschaft für Gott, Freude am Glauben?
Wir spüren es: Mit menschlichen Mitteln allein werden wir das Ruder nicht mehr herumwerfen können, den großen Umschwung nicht erreichen.
Die Herzen verwandeln – das kann nur Gott.
Beten wir darum für die Kirche und empfehlen wir sie auch in Marias Obhut. Dann besteht Hoffnung, dass ein Wunder der Wandlung , eine Wendung zum Guten auch heute möglich wird.

Amen