Vom Sinn und den Erfolgsaussichten der Glaubensweitergabe

Predigt zum 15. Sonntag im Jahreskreis (A)

Die Verkündigung des Evangeliums gehört zu den drei Grundvollzügen der Kirche. (Die anderen beiden – die eng damit verbunden sind – sind die Feier der Liturgie und der Sakramente und die Diakonie.)

Christus hat die Kirche gegründet, um den Menschen aller Zeiten und an allen Orten den Glauben zu bringen: „Geht zu allen Völkern, macht alle Menschen zu meinen Jüngern, tauft sie und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe!“

Wie geschieht diese uns vom Herrn aufgetragene Weitergabe des Glaubens? Zum einen durch das öffentliche Wirken der Kirche ( Predigt, Katechese, Religionsunterricht, Mission, theologische Lehre …), zum anderen durch das persönliche Glaubenszeugnis des einzelnen Christen. So sind in aller Regel die ersten Glaubensboten des Menschen nicht Pfarrer und Religionslehrer, sondern Vater und Mutter.

Nun sagt uns das heutige Evangelium etwas über den Sinn und die Erfolgsaussichten dieser großen Aufgabe – den Glauben weiterzugeben.

„Ein Sämann ging aufs Feld, um zu säen“.

Der Sämann hat die Aufgabe, die Saat auszusäen, aus welcher später die Ernte eingebracht wird für das tägliche Brot der Menschen. Der Sämann – der Bauer – leistet den notwendigsten und grundlegendsten Dienst für das Volk: er sichert die natürliche Lebensgrundlage für die Menschen. – Dieser Vergleich mit dem Sämann ist nicht zufällig gewählt. Wer den Menschen den Glauben weitergibt, wer versucht, sie zu Gott zu führen, der gibt ihnen etwas, das genau so wichtig ist wie das tägliche Brot: die Nahrung für die Seele. – „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort aus Gottes Mund.“ Die Kirche sät eine göttliche, ewige Saat in diese Welt aus, und sie sichert damit die übernatürlichen Grundlagen der Gesellschaft. Und wenn uns ein materialistischer Zeitgeist einredet, das sei überflüssig, es reiche, wenn der Mensch den Bauch voll hat und darüberhinaus noch seinen Spaß, dann ist das eine Lüge, die die Würde des Menschen, Kind Gottes zu sein, zerstört.

Der Einsatz für den Glauben ist wichtig – lebenswichtig, Erfolge aber sind dabei keineswegs garantiert. – Im Gegenteil: Dreiviertel der ausgestreuten Saat gehen verloren (ein Teil der Körner fällt auf den Weg, ein anderer auf felsigen Boden, ein dritter in die Dornen). Dreiviertel seiner Arbeit verrichtet der Sämann des Glaubens also umsonst. Das ist eine ernste und realistische Aussage. – Christus selbst mußte tauben Ohren und verstockten Herzen predigen. Und Ähnliches prophezeit er seinen Jüngern, der Kirche. Das Saatkorn des Glaubens wird oft nicht auf das bereitwillige Herz und den verständigen Geist treffen. Was sind die Ursachen? Eine wird im Evangelium wiederholt genannt: der Wohlstand, der Reichtum, das Geld. – „In die Dornen ist der Samen bei dem gefallen, der das Wort zwar hört, aber dann ersticken es die Sorgen und der trügerische Reichtum, und es bringt keine Frucht“. – „Der trügerische Reichtum“; – der Reiche betrügt sich selbst mit seinem Besitz und seinen Möglichkeiten. Er meint schon alles zu haben, was er zu seinem Glück braucht. Es fehlt die Erlösungsbedürftigkeit. Die ist beim Armen von selbst gegeben. Er leidet an dieser Welt. Darum sind die reichen Wohlstandsländer gegenwärtig die schwierigsten Missionsgebiete, der härteste Boden für die Glaubensverkündigung.

Über all diesem Schwierigen und Enttäuschenden darf man freilich nicht den Schluß des Gleichnisses vergessen: Der vierte Teil der Saat fällt auf guten Boden und bringt Frucht, dreißigfach, sechzigfach, hundertfach. – Mit anderen Worten: Es wird immer Menschen geben, die anders sind als die große Mehrheit; die Sehnsucht haben nach dem Größeren, nach Gott, nach dem ewigen Leben. Um ihretwillen lohnt sich alle Mühe. Bei ihnen fällt alles auf guten Boden. Sie hören, sie verstehen. Es beginnt etwas zu wachsen – eine Dynamik wird freigesetzt, die manchmal ganz erstaunliche Wirkungen zeitigt.

Werden wir darum nicht müde, die gute Saat des Glaubens – jeder an seinem Platz – mit vollen Händen auszustreuen. Und hoffen wir, daß wir selbst zu denen gehören, die Frucht bringen im Glauben und in der Liebe.

Amen.