Vom Hauptmann von Kafarnaum lernen

Predigt zum 9. Sonntag im Jahreskreis C (Lk 7, 1-10)

„Herr ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund.“ So beten wir in jeder Messe, bevor die heilige Kommunion ausgeteilt wird. Im Evangelium haben wir nun erfahren, woher dieses Gebet kommt, wer es zum ersten Mal vor Jesus gebracht hat, nämlich der Hauptmann von Kafarnaum. – Liebe Gemeinde, dass unsere Seele gesund wird, das brauchen wir alle, das möge der Herr uns in dieser Feier und besonders im heiligsten Sakrament immer neu schenken.
Vom Hauptmann von Kafarnaum können wir außer dem Gebet, das wir ihm zu verdanken haben, vor allem drei Dinge lernen, drei Aspekte des Christseins, die für uns sehr wichtig sind.

1. Für andere beten.

Der Hauptmann bittet den Herrn nicht für sich selbst, sondern für seinen kranken Diener, den er sehr schätzt. – Wie sieht es mit unserem Beten aus, weshalb wenden wir uns an Gott? Die meisten werden wohl in der Regel im Gebet zunächst an sich selbst denken, wir beten in unseren eigenen Anliegen, in unseren Sorgen und Wünschen. Und das ist auch legitim. Jesus selbst lädt uns ein, in allem vertrauensvoll bei Gott Hilfe zu suchen: „Bittet so wird euch gegeben, klopft an, dann wird euch aufgetan“ (Mt 7,7).
Aber wir dürfen im Gebet nicht bei unseren eigenen Anliegen stehen bleiben, sondern müssen auch an andere denken. Wer weiß, ob Gott nicht ein Gebet, das ich für einen anderen vor ihn bringe, besonders gern hat und bevorzugt erhört?
Es ist auch eine Pflicht der Nächstenliebe, dass ich im Gebet nicht nur an mich selbst denke.
„Für die Lebenden und die Toten beten“, heißt eines der Werke der Barmherzigkeit. Das sollten wir gerade jetzt im Jahr der Barmherzigkeit neu beherzigen.

2. Ehrfurcht.

Das zeichnet den Hauptmann aus und mit dieser Haltung ist er in der Heiligen Messe verewigt worden, dass er sich nicht für wert hält, dass Jesus ihm hilft. Jesus war erstaunt, heißt es, als er das hörte. Denn der Hauptmann stand ja als Offizier der römischen Besatzungsmacht über der jüdischen Bevölkerung, er hätte von daher Jesus einfach zu sich hinzitieren können. Aber der Hauptmann sieht es gerade umgekehrt. Er weiß, dass dieser Jesus weit über ihm steht, und dass er keinerlei Ansprüche an Jesus stellen, sondern nur demütig bitten kann.
Auch hier wieder die Frage an uns und unser Gottesverhältnis: Hat Ehrfurcht in unserem Glauben Platz? „Die Furcht des Herrn ist der Anfang der Weisheit“, heißt es in den Psalmen (Psalm 111,10). Ja, es ist der Anfang und die Voraussetzung für alles andere, wenn ich erkenne, wer Gott ist und wer ich bin. – Gott ist groß und ich bin klein. Gott ist der Herr und ich bin mit jeder Faser meiner Existenz von ihm abhängig.
Frage: Wo bringen wir die Ehrfurcht zum Ausdruck?
Antwort: Vor allem im Gottesdienst, in der Liturgie. Darum muss die Liturgie würdig und ehrfürchtig gefeiert werden. Sie muss zum Ausdruck bringen, dass wir sie dem großen Gott, unserem Herrn und Schöpfer darbringen. Als Regel kann hier gelten: Im Zweifel ist mehr Ehrfurcht immer besser als weniger Ehrfurcht. Lieber eine Kniebeuge mehr als eine Kniebeuge weniger. – Und, liebe Eltern und Großeltern, lehren sie auch die Kinder die rechte Ehrfurcht vor Gott. Die Kinder nehmen es gerne an, wenn man ihnen ein paar Grundregeln beibringt, zum Beispiel wie man sich im Gotteshaus benimmt, dass man eine Kniebeuge zum Tabernakel oder Altar hin macht usw.
Meinen wir nur nicht, das sei alles überflüssig. Überflüssig ist so manches, was wir den lieben langen Tag treiben, die Religion gehört gewiss nicht dazu.

3. Felsenfestes Vertrauen.

Jesus war erstaunt über die Ehrfurcht des Hauptmanns und über das felsenfeste Vertrauen, in dem er sagt: „Du musst nur ein Wort sprechen, dann wird mein Diener gesund“ (Lk 7,7). Der Hauptmann hat nicht den geringsten Zweifel. Er vermutet nicht, dass dieser Jesus helfen kann, er weiß es hundertprozentig. Zweifel hat er höchstens an sich selbst, ob er der Hilfe des Herrn würdig ist. Und so sehen wir an diesem Hauptmann, was Glauben heißt: Nicht vermuten, nicht für möglich halten, sondern felsenfest überzeugt sein. Der Glaube an Gott, der lebendige Glaube, ist die sicherste Gewissheit meines Lebens. Ich weiß, dass Gott realer und wirklicher ist als der Tisch, an dem ich sitze, viel realer,und ich weiß, dass ich ohne diesen Gott verloren wäre, ein Nichts, ein Staubkörnchen im Universum. – Machen wir ernst mit solchem echten Glauben. Bauen wir unser Leben auf diesen Glauben. Darum geht es im Christentum, das ist der Kern, die Seele von allem. Dieser Glaube war die Rettung für den Hauptmann und seinen Diener. Er ist auch unsere Rettung. Jesus betrügt uns nicht. Wir können uns hundertprozentig auf ihn verlassen. Er will uns durch den Glauben das Leben schenken in Zeit und Ewigkeit.

Amen.