Die Liebe zählt

Predigt zum 11. Sonntag im Jahreskreis C (Lk 7,36 – 8,3)

Unlängst las ich ein Zitat, das mich beeindruckt hat. Es stammt von der ehemaligen norwegischen Außenministerin Janne Haaland Matlary, die zum Katholizismus konvertierte.
„Das einzige Notwendige in diesem Leben ist dies: zu lieben, in der rechten Weise zu lieben, nicht besitzergreifend, fordernd, ichsüchtig, sondern fließend, aufopfernd in der Nachfolge Christi. Es kann ein ganzes Leben dauern, bis man lernt, in der rechten Weise zu lieben, doch jeder Versuch ist ein Schritt auf diesem Weg“.
Soweit das Zitat. Es ist in meinen Augen ein passender Kommentar zum heutigen Evangelium. Denn auch Jesus stellt im heutigen Evangelium, dieser wirklich dramatischen Szene, die Liebe ins Zentrum. So fragt er seinen Gastgeber, den vornehmen Pharisäer: Wer von Euch beiden – du oder die Frau – liebt mehr? Wer von euch beiden liebt mich mehr?
Du hast mich in dein Haus eingeladen. „Aber du hast mir kein Wasser zum Waschen der Füße gegeben; sie aber, die für euch eine große Sünderin ist, sie hat ihre Tränen über meinen Füßen vergossen und sie mit ihrem Haar abgetrocknet. Du hast mir zur Begrüßung keinen Kuss gegeben, sie aber hat mir unaufhörlich die Füße geküsst. Du hast mir nicht mit Öl das Haar gesalbt. Sie aber hat mir mit dem kostbaren Öl die Füße gesalbt“ (Lk 7, 44-46).
Also, wer von beiden liebt mehr? Es ist offensichtlich: diejenige, die dem Herrn so viel Liebe schenkt.
„Deshalb sage ich dir: Ihr sind ihre Sünden vergeben, weil sie mir so viel Liebe gezeigt hat“ (Lk 7, 47).

Auf die Liebe kommt es an. Und zwar auf die echte Liebe, die sich selbst vergisst und sich ganz dem Du schenkt. So wie diese Frau nur noch Jesus sieht, und es ihr egal ist, was die anderen jetzt denken und reden über sie und das unerhörte Schauspiel, das sie da bietet.
Wahrscheinlich kann sie gar nicht anders; sie muss ganz einfach zu diesem Jesus und sich ihm öffnen und mit ihm in Verbindung treten.
Und sie weiß im Innersten: Auch wenn alle anderen sich empören. – Jesus wird mich nicht zurückweisen, er wird mich annehmen.
Das ist der Glaube an Jesus, den die Frau im Herzen hat und für den sie der Herr lobt: „Dein Glaube – an mich- hat dir geholfen. Geh in Frieden!“ (Lk 7,50)
Und auch ihre Liebe hat ihr geholfen. Denn weil sie viel geliebt hat, wird ihr viel vergeben, wird ihr viel Liebe zurückgegeben. Von Gott, der  selbst die Liebe ist.

Liebe Gemeinde, lassen wir uns das heute neu sagen, es ist ja die Grundbotschaft des Evangeliums. Auf die Liebe kommt es an, die hingabebereite, hochherzige und vergebende Liebe. Und jeder Versuch ist ein Schritt auf dem richtigen Weg.
Vom heiligen Augustinus gibt es einen berühmten Satz: „Dilige, et fac quod vis“. – Liebe, und mach, was du willst. Es wird nicht falsch sein. Und Angelus Silesius, von dem wir das schöne Lied singen „Ich will dich lieben, meine Stärke“, dichtet:
„Der Heiligkeit Natur  ist lauter Lieb, o Christ.
Je lauterer du liebst, je heiliger du bist“.

Amen