Predigt zum 2. Sonntag im Jahreskreis A (Joh 1,29-34)
Vor sechzehn Jahren starb Papst Johannes Paul II. Es war die Nacht auf den Weißen Sonntag – den Barmherzigkeitssonntag – 2005. In den fast siebenundzwanzig Jahren seines Pontifikates hat dieser Papst Enormes geleistet, er hat Kirchengeschichte, ja Weltgeschichte gemacht. Und noch in seinem letzten Lebensjahr setzte er einen wichtigen Akzent. Er erklärte das Jahr 2005 – das sein Todesjahr sein sollte – zum „ Jahr der Eucharistie“ und schrieb seine letzte Enzyklika mit dem Titel „ Ecclesia de Eucharistia“: „Die Kirche lebt von der Eucharistie“. Das wollte er allen noch einmal dringend ans Herz legen – als sein Vermächtnis, seinen letzten Willen sozusagen.
Die Eucharistie, die Heilige Messe ist die Herzmitte, die Seele unseres katholischen Glaubens, der Lebensnerv der Kirche. Eigentlich etwas, was jeder Katholik wissen müsste. Etwas, was jeder z.B. in der Vorbereitung auf die Erstkommunion schon gelernt hat: Dass wir hier das höchste Sakrament des Glaubens haben und dass deshalb auch der Weiße Sonntag so groß gefeiert wird.
Schlimm, dass das so viele kurz nach der Erstkommunion schon wieder vergessen, dass so viele Katholiken ohne die Eucharistie leben, die Messe geradezu ignorieren. Als ob das, was hier auf dem Altar Sonntag für Sonntag geschieht, gar nichts bedeutet. Dabei ist das Gegenteil wahr:
Von diesem Altar kommt alle Kraft und alle Gnade, die der Christ braucht, um den Glauben zu bewahren und sich im christlichen Leben zu bewähren.
„Ohne mich könnt ihr nichts tun“, sagt Jesus (Joh 15,5), darum hat er uns die Eucharistie beim Letzten Abendmahl als sein kostbarstes Vermächtnis hinterlassen, als immerwährende Quelle der Gnade. – „Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst, habt ihr das Leben nicht in euch“ (Joh 6,53). Wieviele sind so: Möchten leben, möchten sich ausleben, hasten und werken – und haben doch das Leben nicht in sich…
Heute im Evangelium haben wir Worte gehört, die uns aus der Messfeier vertraut sind:
„Seht das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinweg nimmt.“ So zeigt Johannes der Täufer auf Jesus (Joh 1,29). In der Messe erklingt dieser Ruf kurz vor der Kommunion. Der Priester zeigt der Gemeinde die gebrochene Hostie: „Seht das Lamm Gottes!“ – Seht her, das ist es, was ihr jetzt empfangen werdet.; nicht ein Stückchen Brot, sondern Jesus, der eure Seele gesund macht.
Wenn Johannes der Täufer Jesus das „ Lamm Gottes“ nennt, dann müssen die Israeliten an das Pascha-Lamm denken. Das war das Gotteslamm im alten Bund. Es wurde geschlachtet in der Nacht der Flucht aus Ägypten. Das Blut des Lammes sollte die Israeliten schützen vor dem Todesengel, der Ägypten schlug. Johannes der Täufer will also sagen: Jesus ist das wahre Paschalamm, das wahre Opferlamm Gottes. Sein Blut wird euch beschützen, sein Blut wird die Welt reinwaschen von der Sünde. So wie es der Prophet Jesaja geweissagt hatte. Dass da einmal einer kommen wird, der Messias, aber nicht als Triumphator hoch zu Ross, sondern als leidender Gottesknecht: „Durch seine Wunden sind wir geheilt… Der Herr lud auf ihn die Schuld von uns allen…. Wie ein Lamm, das man zum Schlachten führt, so tat auch er seinen Mund nicht auf“ (Jes 53).
„Agnus Dei qui tollis peccata mundi, miserere nobis“ – „Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt: erbarme dich unser!“ So wird in jeder Messe gebetet oder gesungen – dreimal.
Der Priester bricht währenddessen die konsekrierte Hostie – Man kann darin die symbolische Darstellung des Todes Jesu sehen: wie er am Kreuz „gebrochen“ wurde.
Beim dritten Agnus Dei-Ruf heißt es dann: „Dona nobis pacem“ – „gib uns deinen Frieden“.
Diese Bitte um den Frieden des Herrn haben wir immer nötig. Wir bitten: Lamm Gottes, gib du Frieden – zwischen den Völkern, in unseren Familien, in den Herzen der Menschen, für die Lebenden und die Toten. Gib uns den Frieden, den die Welt nicht geben kann!
Amen.