Fronleichnam: Sakrament der Liebe

Predigt zum Fronleichnamsfest

Zum Fronleichnamstag gehört vielerorts die Fronleichnamsprozession. Im festlichen Zug wird die hl. Kommunion, dargestellt in einem kostbaren Schaugefäß, der Monstranz, durch die Straßen der Ortschaft getragen, viele Häuser am Prozessionsweg sind geschmückt, Flaggen werden gehißt, aufwendige Blumenteppiche sind vor den Prozessionsaltären angelegt, die Bürgerschaft ist mit ihren Vereinen und Gliederungen mit jung und alt dabei – und durch all das wird sinnenfällig demonstriert: Die Kommunion ist wirklich das Allerheiligste, sie ist der kostbarste Schatz der Christen. Sie ist das, was Christus seinen Gläubigen als sein persönlichstes Vermächtnis hinterlassen hat: „Nehmt – das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird“.

„Wenn Christus etwas noch Kostbareres hätte, würde er es uns geben“, lautet ein Wort des hl. Pfarrers von Ars. Aber Christus kann uns nichts Kostbareres geben – als sich selbst.

Das Fronleichnamsfest will die Gläubigen in jedem Jahr an dieses große Geschenk des Herrn erinnern und den eucharistischen Glauben in ihnen erneuern.

Um nun etwas vom Geheimnis der Eucharistie wenigstens annäherungsweise zu verstehen, kann ein Satz des hl. Thomas von Aquin hilfreich sein – von dem übrigens die Liturgie des Fronleichnamsfestes stammt, die großartigen Hymnen „Pange Lingua“ und „Lauda Sion“ (Lobe Zion). Thomas ist also ein Vertreter jener theologischen Wissenschaft, die Hans Urs von Balthasar „kniende Theologie“ nennt, im Gegensatz zur zeitgenössischen „sitzenden Theologie“…

„Die Eucharistie ist das Sakrament der Liebe Jesu“. – In diesem Sakrament, sagt der hl. Thomas, schenkt uns Jesus in besonderer Weise seine Liebe – und zwar in zweierlei Hinsicht: Weil die Eucharistie das Sakrament der bleibenden Gegenwart des Herrn ist, und weil sie das Sakrament seiner Lebenshingabe ist.

Das Sakrament der bleibenden Gegenwart Jesu Christi

Thomas: „Weil Christus seinen Gläubigen auf ihrer Pilgerschaft nicht seine leibhaftige Gegenwart entziehen wollte, darum setzte er dieses Sakrament seiner Liebe ein“.

Christus schenkt seinen Gläubigen in diesem Sakrament seine leibhaftige Gegenwart. Er ist uns nicht nur auf unsichtbare Weise nahe: so wie er z.B. durch den Glauben in unseren Herzen wohnt: nein, Christus kommt uns hier leibhaftig entgegen: so daß wir ihn anschauen können, daß wir ihn lokalisieren können, daß wir ihn sogar anfassen und zu uns nehmen können.

Es handelt sich hier in gewisser Weise um eine Fortsetzung der Inkarnation, der Menschwerdung des Herrn.

So wie der ewige Logos und Sohn des Vaters Fleisch angenommen hat: damit die Menschen ihn wirklich erfahren können, ihn sehen können von Angesicht zu Angesicht: so bleibt Christus durch das Sakrament seines Leibes und Blutes für die Menschen aller Zeiten sichtbar, faßbar, erfahrbar. Er erfüllt damit ganz konkret seine Verheißung: „Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“.

Wie das geschieht: Wie Christus in jeder hl. Messe durch die Hände des Priesters Brot und Wein verwandelt in seinen Leib und sein Blut, das können wir nicht erklären. Es ist ein übernatürliches Geschehen. Aber: daß es so ist, daß Christus uns nicht betrügt, wenn er sagt: Das ist mein Leib, oder: mein Fleisch ist wirklich eine Speise: das müssen wir ihm glauben. Und es gibt ja letztlich auch nichts Schöneres, als das: die Realpräsenz Christi in der Eucharistie glauben zu dürfen.

Und ebenso tief und existentiell ist der zweite Aspekt, der zum eucharistischen Glauben gehört:

Die Eucharistie als das Sakrament der Lebenshingabe Jesu.

„Nehmt: das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für die Vielen vergossen wird.“

Es ist die Nacht vor dem Karfreitag, und da beim letzten Abendmahl gibt Jesus den Jüngern die Eucharistie: darin ist mein Kreuzesopfer, meine Lebenshingabe für die Erlösung der Welt enthalten.

Die Hl. Messe ist das Opfer des Neuen Bundes. In jeder Hl. Messe wird der Neue und ewige Bund in Jesu Blut erneuert. Wir dürfen sozusagen unter das Kreuz Christi treten; so wie einst Maria und der Lieblingsjünger unter dem Kreuz Jesu standen: in jener Schicksalsstunde der Menschheitsgeschichte, als Christus die Sünde der Welt in seiner göttlichen Liebe besiegte.

Und wenn dieses Erlösungsopfer Jesu in jeder Eucharistiefeier vergegenwärtigt wird. Dann sind wir eingeladen, daß wir in das Liebesopfer Christi uns selbst mit einschließen lassen: vor allem auch die Schwierigkeiten und Nöte und die Opfer unserer eigenen Lebensbiographie: daß wir das mithineingeben in das Opfer Christi: und daß das gewandelt wird in etwas Größeres: In Gnade und Segen. Amen.

Amen