Predigt zum 7. Sonntag der Osterzeit A (Joh 17,9-19)
Wir haben einen Abschnitt aus dem sogenannten Hohenpriesterlichen Gebet gehört, jenem feierlichen Gebet, das Jesus in der Stunde des Letzten Abendmahls für seine Jünger und alle, die künftig an ihn glauben werden, spricht. Und da sagt er: „Vater, ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie vor dem Bösen bewahrst“ (Joh 17,15). Jesus weiß, dass es in dieser Welt und in diesem Leben nicht leicht ist.
Jeder Mensch kennt die Stunden, wo einem alles zu viel wird, wo man am liebsten allem entfliehen möchte, all den Aufgaben und Verpflichtungen und Verantwortungen, auch den Enttäuschungen, die den Lebensmut rauben. Und doch dürfen wir diesem Fluchtwunsch nicht nachgeben. – Gott hat uns in dieses Leben gestellt, und er möchte, dass wir hier in dieser Welt, jeder an seinem Platz, nach seinem Willen leben, dass wir uns bewähren im Glauben, in der Hoffnung, in der Liebe, in guten, aber auch in schweren Zeiten. Gerade da soll sich die Qualität des Glaubens erweisen.
Manchmal trifft man auch unter frommen Menschen eine gewisse Mutlosigkeit an. Sie erleben, wie in der Welt vieles verkehrt läuft, wie leider viel Böses geschieht und Menschen sich von Gott abwenden. – Ja das ist so, das ist die traurige Realität.
Aber ist das Grund, zu resignieren und die Hoffnung zu verlieren?
Wir glauben doch an die Auferstehung Jesu. Das ist die Kernbotschaft des Christentums.
Gottes Liebe ist stärker als alles Böse, als Sünde, Leid und Tod.
Gott spricht das letzte Wort, und wenn wir zu ihm gehören, dann kann uns letztlich nichts passieren. Darum muss Hoffnung, unbesiegbare Hoffnung, Hoffnung auch mitten in Schwierigkeiten, in Leid und Ungemach das Kennzeichen des wahren Christen sein!
Liebe Gemeinde, aus dem Gebet Jesu für seine Jünger lernen wir, wie auch wir in rechter Weise für andere beten sollen. Wenn zum Beispiel Eltern für ihre Kinder beten oder Großeltern für ihre Enkel, dann kommt dieses Gebet aus dem Wunsch, dass es den Kindern gut gehen möge, dass sie gesund bleiben, dass ihnen nichts passiert, dass sie ihren Platz, ihre Stellung im Leben finden.
All diese Anliegen sind berechtigt. Aber der Glaube sieht noch mehr, worauf es ankommt, der Glaube setzt tiefer an: Den Jungen soll es nicht nur gut gehen, sie sollen gut sein, sie sollen gute Menschen werden, sie sollen niemals von Gott getrennt werden, sie sollen– wie Jesus sagt – „vor dem Bösen bewahrt bleiben“. Denn „was hilft es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber Schaden nimmt an seiner Seele“? (Mt 16,26)
Nicht das äußere Wohlergehen, der Erfolg ist das Entscheidende, sondern wie es um die Seele bestellt ist. Darum müssen wir mindestens ebenso wie um die Gesundheit um das Seelenheil besorgt sein, bei uns wie auch bei denen, die uns am Herzen liegen. Das ist die richtige Sicht der Dinge, das ist die Wahrheit, die uns der Glaube lehrt.
Liebe Mitchristen, in diesem Leben und in dieser Welt gibt es vieles, was uns bedrückt und was uns Angst macht. Und trotzdem gilt das, was die große Teresa von Avila sagt, Sätze, in denen sich die Kraft und die Sicherheit, die aus dem Glauben kommt, manifestieren:
„Nichts verwirre dich, nichts ängstige dich, alles geht vorüber. Gott ändert sich nicht. Alles erreicht die Geduld und wer Gott besitzt, dem mangelt nichts. Gott allein genügt“.
Amen.