Fest des Himmels und der Erde

Predigt zu Christi Himmelfahrt

Christi Himmelfahrt  ist ein schöner Tag im Kirchenjahr, eines der frohgestimmtesten Feste unseres Glaubens.
Schade, dass dieser Feiertag weithin nur noch als >Vatertag<  begangen wird und dass die religiöse Dimension den meisten gar nicht mehr bewußt ist.
Dass zum Beispiel die beliebten Vatertagsausflüge ihren Ursprung nirgends anders als in den Flurprozessionen des Himmelfahrtsfests haben –  wem unserer Zeitgenossen käme das in den Sinn?

Christi Himmelfahrt verbindet Himmel und Erde.
Das Fest lenkt unseren Blick auf den Himmel, in den der auferstandene Christus auffährt, und von dort her leitet es den Blick zurück auf die Erde, die wir jetzt im Licht des Himmels sehen dürfen.

Christus steigt in den Himmel auf. Nicht in den metereologischen Himmel, sondern in den Himmel Gottes, in die himmlische Welt. – Und diesen Himmel verspricht er auch uns. So hat er es den Jüngern angekündigt: „Ich gehe zum Vater…Ich gehe, um  einen Platz für euch vorzubereiten. Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin“ (Joh 14,2-3; 16,28).
Das ist uns zugesagt: Wir sollen auch einmal dort sein, wo Christus jetzt schon ist, bei Gott, dem Vater, im Himmel.
Mit Recht fordert uns die Lesung auf, uns über diese Tatsache zu freuen: „Versteht, zu welcher Hoffnung ihr durch ihn berufen seid, welchen Reichtum die Herrlichkeit seines Erbes euch schenkt“ (Eph 1,18).

Hoffnung auf den Himmel, Hoffnung auf ewiges Leben im Reich Gottes – das ist die Herzmitte des Christentums. Von daher kommt die Freude am Christsein, der Elan und die Motivation, den Weg des Glaubens und der Nachfolge Jesu zu gehen, auch wenn es manchmal schwer ist. – Das große Ziel lohnt jede Mühe.
Vielleicht hat man dieses große Ziel in der kirchlichen Verkündigung der letzten Jahrzehnte ein wenig aus den Augen verloren; denn sonst ist nicht erklärbar, warum nur noch 40 Prozent der Katholiken an ein ewiges Leben glauben und warum so viele Christen ihre Zuflucht suchen bei irgendwelchen esoterischen Vorstellungen wie Seelenwanderung und Reinkarnation.
Eigentlich schlägt doch unsere Zukunftsperspektive – der Himmel – alle anderen Vorstellungen mit Längen!

Im Licht des Himmels sehen wir auch die Erde mit neuen Augen.
Denn der erhöhte Christus segnet die Erde: „Während er sie segnete, wurde er zum Himmel emporgehoben“, heißt es im Bericht des Lukasevangeliums (Lk 24,51).
Der Himmel Gottes ist aufgegangen über unserer Welt – die Verbindung zwischen Gott und der Schöpfung ist wiederhergestellt und von oben kommt Segen auf die Erde herab. Ja: alles Gute kommt von oben (Jak 1,17).
Zum Zeichen dafür gehört zum Himmelfahrtsfest in vielen katholisch geprägten Gegenden der feierliche Wettersegen und der Gang hinaus in die Natur.
Der ganzen Schöpfung soll die heilende Kraft Jesu Christi zuteil werden.
Die Kirche ist berufen, den Himmelfahrtssegen des Herrn weiterzugeben an alle Orte und durch alle Zeiten und – wie es der Auferstandene ausdrücklich wünscht –  „allen  Geschöpfen“ (Mk 16,15).
In einer Zeit, da uns der platte Fortschrittsglaube, der Glaube an die technische Machbarkeit aller Dinge langsam vergeht, sind wir vielleicht wieder neu offen für diesen sakramentalen Dienst der Kirche. Wir spüren es doch: ohne Gott und seinen Segen ist alles umsonst, muss letztlich alles kaputt gehen.

Liebe Gläubige, Jesus sendet die Jünger, sein Werk auf Erden weiterzuführen, allen Geschöpfen die Frohe Botschaft zu bringen, durch Wort und Werk. Unter diesem Auftrag stehen auch wir. Wir sind Jesu Jünger in unserer Zeit.
Warum soll es uns dabei nicht so gehen wie den Aposteln, von denen es heißt (Lk 24,52):
„Sie kehrten nach Jerusalem zurück in großer Freude„.

Amen.