Glaubt an Gott und glaubt an mich

Predigt zum 5. Sonntag der Osterzeit A (Joh 14,1-12)

„Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich“ (Joh 14,1).
In jeder Messe betet der Priester unmittelbar im Anschluss an das Vaterunser: „Erlöse uns, Herr, allmächtiger Vater, von allem Bösen und gib Frieden in unseren Tagen. Komm uns zu Hilfe mit deinem Erbarmen und bewahre uns vor Verwirrung und Sünde“.
„Bewahre uns vor Verwirrung“ – Wenn unsere chaotische Welt etwas braucht, dann ist es diese Bitte. Wie viele Menschen irren durch ihr Leben – haltlos, ratlos, sinnlos, – verwirrt. Wissen nicht, woher sie kommen, wohin sie gehen, wozu sie da sind. Und es ist auch verständlich, denn ohne Gott ist alles sinnlos. Und das ganze Leben und die ganze Welt sind nur ein absurdes Theater.
Die Alternative heißt: Glaube. – „Glaubt an Gott und glaubt an mich.“
Der Mensch ist Geschöpf und Kind Gottes; darum kann er nur in Gott Frieden, Halt, Sinn und Erfüllung finden.
Der Glaube an Gott ist das kostbarste Gut in unserem Leben, wir müssen ihn bewahren, ja festhalten, vor allem dann, wenn es uns schwerfällt, in der Prüfung, der Krise.

Die trostvollen Worte des heutigen Evangeliums spricht Jesus in einer schweren Stunde, in der Stunde des Abschieds von seinen Jüngern beim letzten Abendmahl. Er hat all das vor Augen, was wenig später geschehen wird: Der Verrat des Judas, die Verhaftung und Gefangennahme, das Todesurteil, der Spott und die Verachtung der Leute, der Kreuzweg, der Tod auf Golgota.
Dieses Schlimme vor Augen fordert Jesus die Apostel trotzdem nachdrücklich zum unbedingten Glauben und festen Vertrauen auf.
Es ist eine große Gefährdung des Menschen, in Zeiten des Leids, des Unglücks den Glauben an Gott aufzugeben.
>Womit habe ich das verdient?<, fragen Menschen, die sich vom Unglück heimgesucht fühlen. Und es schwingt da immer eine Anklage gegen Gott mit. Das Ja des Glaubens, das Ja zu Gott wird zum Nein.
Natürlich ist solches Klagen menschlich verständlich, aber es kommt alles darauf an, dass der Mensch nicht an Gott verzweifelt und den Glauben aufgibt. An Gott – so sagt es der Herr im Evangelium – und an mir müsst ihr unbedingt festhalten, was immer passiert, und wenn ihr euch verraten und verkauft fühlt, ja sogar von Gott verlassen.
Jesus kann das sagen, weil er weiß, dass das Kreuz auf Golgota nicht das Ende ist, sondern dass er durch dieses Leiden hindurch gehen muss, um so die Erlösung für viele zu erreichen.

Der Apostel Petrus sagt einmal: „Gott hat Jesus von den Toten auferweckt, damit ihr an Gott glauben und auf ihn hoffen könnt“ (1 Petr 1, 21). Wenn Gott seinen Sohn nicht auferweckt hätte vom Tod, wenn es mit dem Karfreitag aus gewesen wäre, dann hätten wir wirklich Grund, an Gott irre zu werden, dann müssten wir angesichts des vielen Leids in der Welt und in der eigenen Not alle Hoffnung fahren lassen.

Aber Gott sei Dank: so ist es nicht. Wir dürfen auf Christus, dem Auferstandenen schauen, wir dürfen auf den schauen, der den Tod besiegt hat und in Ewigkeit lebt, und der für uns der Weg zum Leben ist. – „Ich bin der Weg“ sagt er (Joh 14, 6).
Und dieser Weg heißt: durch Dunkel zum Licht, durch Leid und Schwierigkeiten zur Reife, durch das Kreuz zum größeren Leben.
Das ist der Weg Jesu Christi. Das ist der Weg, auf dem er selbst uns vorausgeht. Bleiben wir unbeirrt auf diesem Weg in guten und in schlechten Tagen, dann gelangen wir zu dem großen Ziel, das Gott für alle bestimmt hat, die ihn lieben. Dann dürfen wir sicher sein, dass unser Leben einen Sinn hat und Frucht bringt in Zeit und Ewigkeit.

Amen.