Predigt zum Dritten Advent C (Phil 4,4-7)
Die Stelle aus dem Philipperbrief, die wir in der Lesung gehört haben, hat dem heutigen Dritten Adventssonntag seinen Namen gegeben. Man nennt ihn den Sonntag „Gaudete“ („Freut euch“).
Den Brief, dem dieses Wort entstammt, schrieb der Apostel Paulus an die Gemeinde in Philippi in Griechenland, eine kleine christliche Gemeinde – die erste auf europäischem Boden – die ihm besonders am Herzen lag, weil er sie selbst gegründet hatte. Und er schrieb den Brief im Gefängnis, die mögliche Hinrichtung vor Augen.
Nehmen wir doch einmal diese Worte aus dem Philipperbrief, die am heutigen Sonntag in jeder katholischen Kirche auf der Welt vorgelesen werden, an unsere Gemeinde hier am Ort und an uns persönlich gerichtet. So sollen wir ja die Bibel lesen, als die Botschaft, die nicht für gestern und für andere geschrieben ist, sondern die uns selbst gilt.
Da sagt uns der Apostel also: „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit!“
Und er wiederholt diesen Aufruf gleich nochmal „Ich sage nochmals: Freut euch! (Phil 4,4)
Sich zu jeder Zeit freuen. – Geht das überhaupt?
Bei all den Belastungen unseres Lebens, bei all den vielen Aufregungen, die jeder Tag uns bringt, bei so viel Ärgerlichem und auch Traurigem und Schweren?
Von all dem weiß Paulus natürlich auch, und zwar aus eigenem Erleben. Schließlich sitzt er beim Schreiben dieses Briefes im Kerker, ist also in einer äußerst prekären Situation. Und trotzdem bleibt er dabei. Freut Euch zu jeder Zeit – das heißt: in jeder Lebenslage.
Was ist mit dieser Freude gemeint? Es ist damit der Grundton, die Grundstimmung des Lebens gemeint. Und die soll sozusagen >Dur< und nicht >Moll< sein. Eine frohe, gelassene, heitere Gestimmtheit also.
Paulus spricht dann vom „Frieden Gottes, der alles Verstehen übersteigt“ (Phil 4,7).
Es geht hier also um eine Gabe Gottes, eine Gabe speziell auch des Heiligen Geistes. Eine positive, gelöste, wärmende Atmosphäre, eine Aura, die einen Menschen umhüllt und erhält und die auch von ihm ausstrahlt.
Und manchmal kann man diesen Frieden nicht verstehen und erklären, weil er auch dann da ist, wenn es äußerlich nicht zum Besten steht. Gerade dann, wenn menschlich gesehen alles trist und hoffnungslos ist, erweist die göttliche Freude ihre Kraft, ihre übernatürliche Herkunft.
Bei Papst Gregor dem Großen las ich den schönen Satz: „Keine Widerwärtigkeit raube dir die Freude des inneren Festes“. – Die Freude des inneren Festes, die aus dem Glauben kommt, dürfen wir uns von nichts und niemandem vermiesen lassen. Wenn die Wogen des Meeres auch noch so hoch gehen und die Elemente toben: in der Tiefe herrscht immer vollkommene Ruhe.
Wie können wir das erreichen, diese innere Stabilität, diese Harmonie, diese Freiheit?
Paulus rät uns: „Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott“ (Phil 4,6).
Jede Sorge, jede Trübung unserer Stimmung sofort ummünzen in ein Gebet; jede Sorge und Angst abgeben an Gott – im Wissen darum, dass er für uns sorgt – , das ist die beste Therapie gegen Gedrücktheit und Niedergeschlagenheit.
„Freut euch, denn der Herr ist nahe“, sagt der Apostel (Phil 4,5).
Aus der Nähe des Herrn kommen die Freude und der Friede, die die Welt nicht geben kann und die wir auch nicht aus uns selbst haben.
Deshalb müssen wir die Nähe des Herrn suchen; indem wir ihm fest vertrauen, indem wir im Gespräch mit ihm leben, indem wir ihm begegnen im Geheimnis seiner Liebe. Achten Sie doch einmal darauf, liebe Mitchristen, wie oft wir gerade hier in der Heiligen Messe um den Frieden bitten und wie oft er uns zugesagt wird. Das sind keine leeren Worte, sondern das ist Realität, und das erfahren wir in den konkreten Sorgen und Anforderungen des Alltags. Vielleicht mutet uns Gott mache Schwierigkeit vor allem darum zu, damit wir im Glauben wachsen. Und Glauben heißt: auf Gott vertrauen. Glauben heißt: Ich schaffe es nicht, aber wir schaffen es, Herr. Glauben heißt: Gott sorgt für mich, was soll ich sorgen?
Möge uns der Advent, die Zeit der Hoffnung, in solchem felsenfesten Gottvertrauen stärken; und mögen wir unsererseits die Freude „mit einem Lächeln weiterschenken“, wie es die große Mutter Teresa von Kalkutta ihren Schwestern aufzutragen pflegte. Damit auch Gott an uns seine Freude haben kann.
Amen.