Predigt zum 4. Advent A (Mt 1, 18-24)
Das heutige Evangelium führt uns die Gestalt des Hl. Josef vor Augen. Josef gehört ja wesentlich zur Weihnachtsgeschichte dazu:
Jesus, Maria und Josef – diese 3 stehen im Zentrum des Weihnachtsgeschehens. – Und doch: Josef ist der, der im Hintergrund bleibt, der hinter der Mutter und dem göttlichen Kind zurücktritt.
Das Evangelium erzählt uns nicht viel über Josef. Vor allem überliefert es uns kein einziges Wort aus seinem Mund.
Josef war wohl kein Mann großer und vieler Worte. Er war mehr ein Mann der Tat.
Das passt auch zu seinem Beruf, den uns das Evangelium nennt. Er war ein Handwerker, ein Zimmermann. – Häuser bauen mit seiner Hände Arbeit, Häuser bauen, so dass sie etwas taugen, das war sein Beruf.
Zimmermann war damals – mehr noch als heute – ein wichtiger und angesehener Beruf ; aber Josef ist dabei nicht reich geworden; im Gegenteil: er muss in bescheidenen Verhältnissen gelebt haben; sonst hätte er sich in Bethlehem eine andere Unterkunft als einen Stall leisten können. Und später, als Josef und Maria das Kind in den Tempel bringen zur gesetzlich vorgeschriebenen Reinigung, da kann Josef kein Lamm darbringen, sondern nur das Opfer der armen Leute: 2 Tauben (Lk 2, 24 – Lev 12, 8).
Dabei stammt Josef aus bester Familie. – „Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht“ ,begrüßt ihn der Engel.
Zu Beginn seines Evangeliums führt Matthäus den Stammbaum Jesu Christi auf (Mt 1,1-17). Und da wird deutlich, dass Josef, der gesetzliche Vater Jesu, aus der Nachkommenschaft des Königs David stammt (wie übrigens der Überlieferung nach auch Maria.) Aus diesem Grund trägt dann auch Jesus selbst den Ehrennamen „Sohn Davids“.
Es handelt sich also bei Josef um so etwas wie verarmten Adel.
„Josef war gerecht“ , heißt es (Mt 1, 9).
Gerecht – das bedeutet: aufrecht, rechtschaffen, richtig. Durch und durch integer.
Als sich zeigte, dass seine Verlobte Maria ein Kind erwartete – noch bevor sie zusammengekommen waren – hätte er sie verstoßen können. Das wäre nach dem jüdischen Gesetz sein gutes Recht gewesen. Stattdessen nahm er Maria zu sich. Weil ihm im Traum offenbart worden war, dass das Kind von Gott stammte, dass hier ein Wunder gewirkt worden war durch den hl. Geist.
So hatten es die Propheten des Alten Testaments angekündigt : Gott würde die Ankunft des Messias anzeigen durch das Wunder der Jungfrauengeburt ( Jes 7, 14).
Josef war kein großer Redner – aber er war ein guter Hörer. Er hörte auf seine innere Stimme, auf die Stimme Gottes in seinem Innern. Er vertraute dieser Stimme mehr als dem Augenschein und tat darum das Richtige.
Gott hatte sich nicht in seinem treuen Diener Josef getäuscht. Josef nahm also Maria zu sich und nahm später das Kind als sein eigenes an, und er gab ihm dem Namen, den der Engel genannt hatte:
Jeschua: Jahwe – der Herr – ist Retter.
So formt sich aus den spärlichen Notizen des Evangeliums doch eine eindrückliche Gestalt. Es wundert nicht, dass Josef später im Glaubensleben der Menschen eine so große Rolle spielte und für viele ein Vorbild und eine Bezugsperson wurde.
Auch wir können vom Hl. Josef viel lernen.
Mehr Menschen der Tat sein als der vielen Worte. „Die Tat allein erweist der Liebe Kraft“, sagt Goethe. Dasselbe gilt für den Glauben. Auf die konkreten Taten, auf den Lebensstil kommt’s an, nicht so sehr auf die vielen großen und gescheiten Worte.
Auch mehr Menschen des Schweigens werden und des Hörens und des Nachdenkens. Nicht nur nach außen leben, sondern mehr nach innen. Und unbeirrt der inneren Stimme, der Stimme des Gewissens folgen. – Egal, was die anderen, die Leute dazu sagen.
Menschen sein, mit denen Gott etwas anfangen kann, weil sie hören und gehorchen.
Menschen, die einfach da sind, wenn sie von Gott und den Menschen gebraucht werden. Darauf käme es an. Und dazu helfe uns das Vorbild und die Fürsprache des Hl. Josef.
Amen