Fels der Wahrheit – das Petrusamt:

Predigt zum Fest Peter und Paul (Mt 16,13-19)

„Für wen halten die Leute den Menschensohn?“, fragt Christus seine Jünger. – Er möchte einmal ein Meinungsbild über seine Person haben; wissen, was die Öffentlichkeit über ihn denkt.

Das Ergebnis ist deprimierend. Die öffentliche Meinung liegt völlig daneben. Man hält Christus für eine Art von Propheten, eine prophetische Gestalt wie Elija, Jeremia oder sonst einen Propheten. Christus ist aber kein Prophet, sondern der, von dem die Propheten gesprochen haben: der verheißene Messias, der Heiland und Erlöser der Welt.

Ob eine Meinungsumfrage heute zum selben Thema („Für wen halten sie Jesus Christus?“) sehr viel erfreulicher ausfallen würde?

Vor einigen Jahren brachte eine Gallup-Umfrage unter Amerikanern über Jesus von Nazareth folgende Ergebnisse:

87 Prozent der Befragten gaben an, Christus sei ein „Lehrer“, der in religiösen und ethischen Fragen eine Bedeutung habe; 75 Prozent hielten ihn für einen „mutigen und gefühlsmäßig gefestigten Menschen mit starker Persönlichkeit“; 70 Prozent nannten ihn „auf irgendeine Weise göttlich“; und – etwas unvermittelt mit diesen Angaben – glaubten 60 Prozent, daß er „ganz bestimmt eines Tages auf die Erde zurückkommt“.
So viel zum Thema: Meinungsumfragen in Glaubensfragen.. Wer darauf Kirche bauen und danach Kirche konstruieren will, dem ist nicht zu helfen…

Liebe Mitchristen, wüssten wir die richtige Antwort zu geben? – Zum Beispiel: „Ich bin Christ und Katholik, das heißt: einer, der an Jesus Christus glaubt als den Sohn Gottes und Erlöser der Welt“. So wie wir es – vielleicht allzu gedankenlos – im Glaubensbekenntnis sprechen: „Ich glaube an Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn, unsern Herrn“.

Nun steht in unserem Evangelium dem, was die Leute sagen, das Glaubensbekenntnis des Petrus gegenüber: „Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!“ Für dieses Bekenntnis preist Jesus den Petrus selig: „Selig bist du, Simon Bar Jona, denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel“.
Mit anderen Worten: Diesen Glauben an Christus, dieses Glaubenswissen über die Person des Herrn, hat Petrus nicht aus sich selbst heraus, sondern das ist ihm von oben gegeben, das ist eine besondere Gnadengabe Gottes, ein übernatürlich geschenktes Glaubenswissen. Und eben an diese Gnadengabe des Petrus knüpft Christus die feierliche Erklärung, mit der er den Petrusdienst, das Papsttum einsetzt: „Ich sage dir: Du bist Petrus – der Fels – und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen“.
Petrus – der Fels: der Name ist Programm. Aufgabe des Petrus ist es, Fels des Glaubens zu sein – des wahren, von Gott geoffenbarten Glaubens – im Meer dieser Welt, im Chaos und Durcheinander der Meinungen, Parolen , Ideologien und falschen Heilslehren.

Zwei große Verheißungen verknüpft der Herr mit dem Petrusamt:

  1. „Die Pforten der Unterwelt werden die Kirche nicht überwältigen“.
  2. „Was du auf Erden bindest, wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden löst, wird auch im Himmel gelöst sein“.

Zum ersten Aspekt:
Die Kirche, die auf den Felsen der Wahrheit, auf Petrus gebaut ist, die apostolische und katholische Kirche: wird nicht untergehen. Sie ist unzerstörbar.
Sie wurde schon so oft für tot erklärt, und lebt immer noch. Die Reiche dieser Welt kommen und gehen, die Kirche bleibt. Das Schifflein  Petri ist unsinkbar. Die Titanic, der erste moderne Ozeanriese wars nicht (obwohl sie so tituliert wurde), die sank schon auf ihrer Jungfernfahrt… Das Schifflein Petri bahnt sich unverdrossen seit zweitausend Jahren seinen Weg durch das Meer der Welt.
Bleiben wir im Schiff des Petrus, wenn‘s auch manchmal unansehnlich ist und schwankt…steigen wir nicht aus oder um…Die Arche Noah würden wir doch auch nicht verlassen…

Das Zweite: („Was du auf Erden bindest, wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden löst, wird auch im Himmel gelöst sein“).
Hier wird Petrus und seinen Nachfolgern von Christus die Binde-und Lösevollmacht übertragen. Die Bindevollmacht verleiht der Kirche bzw. dem Apostolischen Stuhl das Recht, verbindlich in Glaubens- und Sittenfragen zu sprechen. Und wenn eine Lehre gar mit höchster Verbindlichkeit („ex Cathedra“) vom Petrusnachfolger ausgesprochen wird, dann ist diese Lehre eine von allen Gläubigen anzunehmende unfehlbare Wahrheit. Zum letzten Mal geschah das im Jahr 1994, als Papst Johannes Paul die Lehre der Kirche über das Priesteramt bekräftigte, mit höchster dogmatischer Verbindlichkeit, nämlich dass das Priesteramt nur Männern vorbehalten ist, weil der Priester Christus repräsentiert (Apostolisches Schreiben „Ordinatio Sacerdotalis“) und „dass sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben“.
Die Apostolische Kirche hat aber auch die Lösevollmacht, sie kann im Namen Gottes die Sünden vergeben. Und diese Vergebung ist ebenfalls verbindlich, gilt wie auf Erden so auch im Himmel.

Liebe Mitchristen, die öffentliche Meinung zur Zeit Jesu lag falsch. Sie hat sich am Ende sogar gegen Christus gewandt und ihn, den Sohn Gottes, in verblendetem Haß ans Kreuz gebracht. Auch heute gibt es Anzeichen dafür, daß eine entchristlichte Atmosphäre Unheil heraufbeschwört: Eine „Zivilisation des Todes“ – ein Wort des heiligen Papstes Johannes Paul II. –wirft ihre Schatten voraus. Darum ist es höchste Zeit, dass sich die kleiner werdende Schar der Gläubigen wieder bewusst um den Petrusnachfolger sammelt, sein Wort ernst nimmt und sich an diesen Fels des Glaubens hält, den die Pforten der Hölle nicht überwältigen können.

Amen.