Predigt zum 11. Sonntag im Jahreskreis A (Mt 9,36-10,8)
Im Zentrum des heutigen Evangeliums stehen die Namen der zwölf Apostel.
Es ist dem Evangelisten Matthäus wichtig, diese Namen festzuhalten und in seinem Evangelium zu überliefern. Und er nennt dabei auch seinen eigenen Namen: Matthäus – mit dem Zusatz: „der Zöllner“ (Mt 10,3).
Ihn hatte Jesus – zum Ärger der Pharisäer – in den Kreis der Zwölf gerufen, obwohl er zur verachteten Gruppe der Zöllner gehörte (Mt 9, 9-13).
Mit den zwölf Aposteln, mit den zwölf ersten von Jesus in die Nachfolge gerufenen Jüngern beginnt die Kirche.
Ja, sie beginnt nicht nur mit ihnen, sondern sie gründet auch auf ihnen. So sagt es Paulus im Epheserbrief: Die Christenheit ist „auf das Fundament der Apostel und Propheten gebaut“ (Eph 2,20).
Die Apostel sind das Fundament der Kirche für alle Zeiten. Darum sprechen wir von der „apostolischen Kirche“ und bekennen uns (im Großen Glaubensbekenntnis) zu ihr: „Wir glauben an die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche“.
Die Kirche heißt „apostolisch“, weil sie an der Lehre der Apostel festhält , wie uns diese überliefert ist in den Evangelien und in den Briefen der Apostel Paulus, Petrus, Johannes, Jakobus und Judas Thaddäus.
Liebe Gläubige, Christentum ist nicht etwas, was man alle paar Jahre neu erfindet. Nein, der christliche Glaube muss zu allen Zeiten der Glaube der Apostel sein. – Denn sie, die Apostel, waren die Augenzeugen Jesu. – Sie gingen beim Herrn in die Schule, sie weihte er ein in die Geheimnisse des Reiches Gottes (Mt 13,11); ihnen vertraute er die Sakramente an – die Taufe, die Eucharistie, die Buße; und sie sandte er aus, das Evangelium in aller Welt zu verkünden.
Apostel heißt wörtlich übersetzt: „Gesandter“. In allem, was die Kirche tut und sagt, muss sie sich fragen: Stimmt das überein mit der Lehre der Apostel, der von Jesus Gesandten? Denn nur dann sind wir wirklich Kirche Jesu Christi und basteln uns nicht unsere eigene Religion zusammen.
Die apostolische Kirche ist also gebunden an die Lehre der Apostel – sie ist darüber hinaus real verbunden mit den Aposteln durch das apostolische Amt. Auch das ist ein ganz zentrales Element der Kirche. – Das Neue Testament berichtet an verschiedenen Stellen, wie die Apostel Nachfolger bestellen und diesen durch Handauflegung ihre apostolische Vollmacht übertragen. Diese Nachfolger der Apostel wurden „episkopoi“ genannt, zu deutsch: Bischöfe. Und diese apostolische Amtsübertragung hat die Kirche beibehalten – durch 2000 Jahre. Jeder Bischof der katholischen Kirche steht in der „apostolischen Sukzession“ – das heißt in der Amtsnachfolge der Apostel. Es gibt eine ununterbrochene Reihe der Bischofsweihen bis zurück zu den zwölf Aposteln. Am klarsten sehen wir das am Bischof von Rom, dem Papst. Unser Papst Johannes Paul ist der 265. Nachfolger des hl. Petrus. Jeden der 265 Petrusnachfolger in der Geschichte kennen wir mit Namen und Daten. Es ist nicht ganz unwichtig, sich dessen bewußt zu sein. – Wenn wir uns an das Wort der Kirche halten, dann wissen wir, dass wir nicht irgendeiner x-beliebigen Gruppierung vertrauen, sondern der auf das Fundament der Apostel und besonders dem Felsen Petri gebauten Kirche Jesu Christi. Wir befinden uns also auf sicherem Boden.
Liebe Gemeinde, nicht nur die Lehre der Apostel wurde festgehalten, sondern auch vieles aus dem Leben der Zwölf wurde überliefert. – Einiges davon finden wir in den Evangelien. – Besonders plastisch tritt uns hier die Gestalt des Petrus entgegen, in seiner menschlich-allzumenschlichen Schwäche ebenso wie in seiner Größe.
Wichtig ist auch die Apostelgeschichte, die das Leben der Jerusalemer Urgemeinde schildert und die Ausbreitung des Glaubens von Jerusalem aus in die Welt hinein – bis nach Rom. Gerade diese Schrift sei ihnen sehr zur Lektüre empfohlen!
Man könnte zu jedem Namen aus dem Zwölferkreis viel erzählen. Alle besiegelten zuletzt ihren Glauben mit dem Blutzeugnis – außer Judas Iskariot, dem Verräter und dem Lieblingsjünger, dem hl. Johannes, der im hohen Alter von 90 Jahren das vierte Evangelium schrieb.
Ein Wort zu drei Namen am Schluss der Apostelliste, die uns gemeinhin nicht so viel sagen: Jakobus, Sohn des Alphäus, Thaddäus und Simon Kanaanäus (Mt 10, 4).
Diese drei Apostel gehören als leibliche Brüder zusammen: sie sind Söhne des Alphäus. Da Alphäus aber der Bruder des heiligen Josef war, sind Jakobus, Thaddäus und Simon Vettern Jesu gewesen. Darum werden sie in der Hl. Schrift auch „Herrenbrüder“ genannt. („Bruder“ ist im orientalischen und biblischen Sprachgebrauch Sammelbegriff für alle nahen Verwandten.)
Einer von diesen drei Herrenbrüdern genießt besondere Verehrung, der Hl. Judas Thaddäus. Nicht wenige Gläubige rufen ihn als Helfer in aussichtslosen Lagen an. Meistens wird dieser Apostel mit einem Medaillon um den Hals dargestellt, auf das er deutet. Das Medaillon zeigt Jesus – und Judas weist sich damit als Verwandter des Herrn aus , was ihn in seinem Apostelamt auszeichnet und seiner Fürsprache beim Herrn besondere Kraft verleihen mag.
Sie sehen: die Apostel sind ein interessantes Thema.
Das Evangelium sagt uns: Schaut auf sie, auf die Jesus seine Kirche gebaut hat, hört auf sie – ihre Stimme klingt durch die Zeiten – und bittet sie um Fürsprache bei ihrem und Eurem Herrn.
Amen