Die Sieben Schmerzen Mariens

Predigt zum Schmerzhaften Freitag auf dem Palmbühl (Schömberg)

Jesu Lebensweg führte zum Kreuz auf Golgotha.
Maria ist ihrem Sohn nachgefolgt, hat mit ihm gelitten und ist so zur Mutter der Schmerzen herangereift. Viele haben in Schmerz und Leid bei ihr Trost und Hilfe gefunden.
Gerade hier auf dem Palmbühl.
Seit dem Dreißigjährigen Krieg gibt es diesen Wallfahrtsort zur Schmerzhaften Muttergottes.
Das Gnadenbild selbst aber ist noch viel älter. – Es ist über 700 Jahre alt. – Als in Mitteleuropa die große Pest wütete, der 25 Millionen Menschen zum Opfer fielen – um das Jahr 1350 – da kam in der christlichen Kunst die Darstellung der Schmerzensmutter auf, als Zeichen der Hoffnung und des Trostes inmitten des namenlosen Leids.
Und so schauen auch wir heute auf die „Mater Dolorosa“ und gedenken ihrer Schmerzen.

Von den „Sieben Schmerzen Mariens“ spricht die Überlieferung der Kirche:
Es beginnt mit der Weissagung Simeons bei der Darstellung Jesu im Tempel. Eigentlich eine frohe Stunde, als Maria und Josef das göttliche Kind in den Tempel bringen, um es Gott zu weihen. Und doch fallen dunkle prophetische Worte: „Durch diesen werden viele in Israel zu Fall kommen. Er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird. Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen“ (Lk 2,34+35). – An Jesus Christus werden sich die Geister scheiden. Nur wenige werden an ihn glauben. Viele werden gleichgültig bleiben, manche aber werden ihn hassen. Maria ist die Mutter aller Glaubenden, aller, die gegen den Strom schwimmen und Christus die Treue halten. – Sie ist aber auch die Mutter der Märtyrer, jener, die um des Glaubens willen Verfolgung, Benachteiligung und Spott erleiden.

Die Flucht nach Ägypten ist das zweite Schmerzensgeheimnis. König Herodes trachtet dem Jesuskind nach dem Leben. Und die Heilige Familie wird zur heimatlosen Flüchtlingsfamilie.
Wie viele Menschen erleiden das schlimme Schicksal von Flucht und Vertreibung. Wie viele haben es auch in unserem Land im Zweiten Weltkrieg erlitten. Und doch: die Heimat im Glauben bleibt. – Gerade an marianischen Wallfahrtsorten fühlen sich viele zu Hause, die ihre Heimat verloren haben. Bei unserer himmlischen Mutter sind wir immer daheim.

Die Suche nach dem zwölfjährigen Jesus ist der dritte Schmerz Mariens. – Wie viele können sich auch damit identifizieren. Wie viele suchen nach verlorenen Söhnen und Töchtern! Gerade heute, wo so viele familiäre Bande abreißen.
Möge Maria helfen, dass Eltern und Kinder sich wiederfinden. – Möge sie auch helfen, dass die junge Generation Christus wiederfindet, und nicht in der Gottvergessenheit verloren geht.

Am Kreuzweg muss Maria den letzten, furchtbaren Gang ihres Sohnes mitanschauen. Das ist der vierte Schmerz. Und von ihm gilt das alttestamentliche Wort:
„Ihr alle, die ihr des Weges zieht, schaut doch und seht, ob ein Schmerz ist wie mein Schmerz“ (Klagelieder 1,12).
Leid anderer, geliebter Menschen anschauen zu müssen, ohne helfen zu können, ist eine harte Prüfung. Wenn wir nichts aktiv tun können, meinen wir, es ist alles sinnlos. Aber manchmal kommt es nur aufs Aushalten, aufs Beim -anderen -Bleiben an. – „Liebe zeigt sich im Bleiben“ (Joseph Kardinal Ratzinger).

Schließlich sieht Maria ihren Sohn am Kreuz sterben.
Maria war bei Jesus in seiner Todesstunde. Und da Jesus sie uns zur Mutter gegeben hat, hoffen wir, dass sie auch uns in unserer Todesstunde beisteht. So bitten wir sie ja in jedem Ave Maria: „Bitte für uns – jetzt und in der Stunde unseres Todes“.

Den sechsten Schmerz sehen wir dargestellt auf unserem Gnadenbild: der tote Jesus wird in den Schoß seiner Mutter gelegt.
„Pieta“ wird diese Darstellung in der Kunst genannt. Unzählige Künstler haben sich an diesem Motiv versucht. Am berühmtesten Michelangelos Werk im Petersdom.
Pieta – ein italienisches Wort – heißt zu deutsch: „Kummer, Leid“, aber auch „Barmherzigkeit, Mitleid“.
Weil Maria das tiefste menschliche Leid selbst durchgemacht hat ist sie für alle Leidenden die mitleidsvolle „Mutter der Barmherzigkeit“ geworden.

Der siebte und letzte Schmerz Mariens ist das Begräbnis Jesu. Bis zuletzt – bis zum Ort seiner letzten Ruhe bleibt Maria bei ihrem Sohn. Jesus ist den wirklichen, den vollen Tod gestorben, bis ins Grab hinein. Aber das Grab hat ihn nicht halten können.
Der Sohn Gottes war stärker als der Tod. Darum sind für uns Gräber nicht Orte der Verzweiflung, sondern der Hoffnung. Und Maria ist die Trösterin der Trauernden.

In den sieben Schmerzen Mariens können sich die Menschen in ihren Ängsten und Sorgen, in ihrem Schmerz und ihrem Kummer wiederfinden – wie auch in den 14 Kreuzwegstationen Christi.
Danken wir Gott, dass er uns Maria, die Mutter der Schmerzen, gegeben hat. Und bitten wir sie – so wie die vielen Generationen der Gläubigen vor uns – um ihren Beistand für uns und die ganze im Argen liegende Welt.

Amen.