Die Gaben des Geistes

Predigt zu Pfingsten

Wenn wir heute das Fest des Heiligen Geistes feiern, denken wir einmal an die  Gaben  dieses Geistes. Von diesen Gaben spricht der Prophet Jesaja,  es sind sieben:
„Weisheit und Verstand, Rat und Stärke, Wissenschaft, Frömmigkeit und Gottesfurcht“ (Jes 11,2).

Weisheit… spielt in der heiligen Schrift eine große Rolle, besonders im alten Testament. Es gibt da eine ganze Weisheitsliteratur im Umfeld der Psalmen (Hiob, Sprüche Salomos, Kohelet, Buch der Weisheit, Jesus Sirach.) Die Weisheit wird hier gerühmt als die schönste und kostbarste Gabe Gottes; kostbarer als Geld und Gold, erstrebenswerter als Jugend und Gesundheit. Denn Geld, Jugend und Gesundheit sind vergänglich. Die Weisheit aber macht zum Freund Gottes und bleibt in Ewigkeit (Spr 3,13; Weish 7,7-14; 22-8,1).
Was aber ist Weisheit?
Ein großer Weiser des Altertums, der erste Philosoph des Abendlandes – Sokrates – fasste alle seine Weisheit in einem kurzen Satz zusammen, der sprichwörtlich wurde:
„Oida, ouk eidos“ – „ ich weiß, dass ich nichts weiß“. Diesen Satz hielt er den Gelehrten seiner Zeit entgegen, die glaubten, alles zu wissen und zu können.
Ich weiß, dass ich nichts weiß: das ist die erste Stufe der Weisheit.
Die zweite lehrt uns die Bibel:
„Ich weiß, dass Gott alles weiß“ Denn er ist der Ursprung und das Ziel aller Dinge. Darum darf ich vertrauen, dass alles seinen Grund und Sinn hat. Der Weise weiß, worauf es ankommt, was wirklich zählt:  Gott!  Er muss die erste Stelle im Leben haben. Alles andere aber – einschließlich der eigenen Person – nimmt der Weise nicht ganz so wichtig. Er bleibt gelassen, heiter und ruhig vor allem, was sich groß aufplustert in dieser  Welt.

Verstand… „Komm doch endlich zur Vernunft!“ „Schalt doch endlich mal den Verstand ein!“  So muss man manche Menschen, nicht zuletzt sich selbst, von Zeit zu Zeit ermahnen. Wie oft ist der Mensch Sklave seiner eigenen Gefühle, seiner  Ängste, Triebe und Aggressionen. Verstand hat, wer Herr im eigenen Haus ist, wer sich nicht beherrschen lässt von Zorn, Eifersucht, Angst, Gier, Leidenschaft, sondern die Welt und die Menschen im Licht der Vernunft so sieht, wie sie wirklich sind. Und plötzlich entpuppt sich der grässliche Drache, gegen den Don Quichote kämpfen zu müssen glaubte, als harmlose Windmühle…..

Rat… Guter Rat ist teuer, heißt es, – ein seltenes Gut. Dabei braucht jeder immer wieder Rat, Beratung, Wegweisung an den vielen Weggabelungen des Lebens. Da aber gute Ratgeber selten sind, müssen wir den heiligen Geist bitten, dass er uns führt.

Stärke… Das ist die Tugend der Tapferkeit, des Mutes, der Zivilcourage. Da müssen wir an das Sakrament der Firmung denken. Firmung (vom lateinischen „confirmare“) heißt: Stärkung, Festigung.
Der gefirmte Christ soll im Glauben gefestigt und entschieden sein; er soll – wie der Apostel Paulus sagt – „ein guter Soldat Christi sein“; einer, der für seinen Glauben einsteht, Flagge zeigt und sich nicht feige anpasst an jeden Trend und wegduckt bei jedem Angriff (2 Tim 2,3).

Wissenschaft… Ja, auch sie ist eine Gabe des Geistes. Dabei wird sie doch heute für das Gegenteil von Glaube und Religion gehalten. Nach dem Motto: >Wir sind heute wissenschaftlich, wir brauchen den Glauben nicht mehr<.
Die wirklich großen Wissenschaftler – etwa Albert Einstein – sahen es anders. Je mehr sie entdeckten, desto mehr gerieten sie ins Staunen über das Wunder des Universums. Von Heisenberg stammt das Wort: „Wenig Wissenschaft führt von Gott weg, viel Wissenschaft zu Gott hin.“ Heute sehen wir, wie lebensgefährlich Wissenschaft ohne Gott ist (etwa im Bereich der Gentechnik)  Sie wird – wie es Papst Benedikt sagt- geradezu „pathologisch“, zum Wahnsinn…

Frömmigkeit… sei langsam wieder  „in“, heißt es. Es ist nicht mehr modern, von Religion keine Ahnung zu haben. Frömmigkeit ist Freude am Glauben, an der Religion, am Gottesdienst, an allem, was mit Gott zu tun hat. Fromm sind nicht solche, die zwanghaft lange Gebete verrichten, sondern die, die spüren; Bei Gott werde ich frei, da atme ich auf. Die Zeit mit Gott macht mein Leben reich.

Gottesfurcht… Hier schließt sich der Kreis. Denn es heißt: „Die Furcht des Herrn ist der Anfang der Weisheit“ (Ps 111,10). Nicht Menschen fürchten, nicht von Gunst oder Missgunst der Menschen abhängen, sondern von Gott allein abhängen und sich vor ihm verantwortlich wissen, das meint Gottesfurcht.
An Pfingsten betet die Kirche um diese sieben Gaben des Heiligen Geistes, um diese Tugenden, um diese Charismen. Denn wir haben sie nötig – alle miteinander und jeder einzelne persönlich. Öffnen wir unser Herz und bitten wir den Heiligen Geist uns zu erleuchten, uns umzugestalten, uns zu inspirieren damit wir bessere und reifere Christen werden. Weiser, verständiger, mutiger, klüger und froher.

Amen.