Aschermittwoch

(1999)

Liebe Gläubige,

die Botschaft des Aschermittwochs, mit dem die vorösterliche Bußzeit eröffnet wird, läßt sich in einem Satz zusammenfassen:

„Kehre um, Mensch, solange du noch Zeit dazu hast!“

Der Aufruf zur Umkehr, der uns so oft in der Bibel begegnet, erhält am Aschermittwoch eine ganz besondere Dringlichkeit, weil wir daran erinnert werden, daß wir uns nicht ewig damit Zeit lassen können. Unser Erdenleben ist begrenzt – ja, manch einer hat schon gemerkt: Es geht wie im Flug vorbei.

Darum müssen wir die Zeit nutzen: um das Gute zu tun und das Böse zu lassen, und so zu leben, daß wir Gott gefallen können. So betrachtet ist der Aschermittwoch ein ernster Tag – ein Tag eindringlicher Mahnung, und wir verstehen, warum er zusammen mit dem Karfreitag der Haupt-Fasttag der Kirche ist.

Auf der anderen Seite haben wir gerade im Evangelium gehört, daß wir keinen Anlaß haben, jetzt ein trauriges oder gar saures Gesicht zu ziehen und Trübsal zu blasen. Warum nicht? Weil die Botschaft von der Umkehr, von Reue und Buße in Wahrheit eine Frohbotschaft, eine tröstliche Botschaft ist. Denn es wird uns gesagt: Jeder, egal wo er gerade steht, kann einen neuen Anfang machen; kann versuchen, aufs neue ernst zu machen mit dem Glauben, mit der Nachfolge Jesu.

Gott wartet auf einen jeden, und er ist bereit, einen jeden, der sich ihm zuwendet und einen Schritt auf ihn zutut, anzunehmen. Gott ist voller Versöhnungsbereitschaft, er ist – wie wir in der Lesung gehört haben – „gnädig und barmherzig, langmütig und reich an Güte, und es reut ihn, daß er das Unheil verhängt hat (Joel 2,13).

Wir haben das zwar schon oft gehört, wir sollten es aber einmal mit neuen Ohren hören und merken, daß das alles keineswegs selbstverständlich ist.

Der Aschermittwoch – die Fastenzeit – lädt uns ein: ergreift die Chance, euch mit Gott zu versöhnen und eurem Leben eine neue Richtung zu geben!

Das Wichtigste dabei – wenn man dieser Einladung folgt – ist der Vorsatz, der innere Entschluß: Ja, ich will neu anfangen, wieder bewußter leben mit Gott und in der Treue zu seinen Geboten.

Da der Mensch aber ein Wesen aus Fleisch und Blut ist, ist es wichtig, daß so eine innere Gesinnung sich nach außen hin konkretisiert, sich in konkretem Verhalten äußert. Und da kommen nun diese drei klassischen Weisungen für die Fastenzeit ins Spiel:

Fasten – Beten – Almosengeben

  • Fasten: sich einmal einen Verzicht auferlegen bei den leiblichen Genüssen und zwar nicht für die schlanke Linie, sondern für Gott: als Zeichen der Buße, des guten Willens, in der Gewißheit, daß Gott das, was wir im Verborgenen tun, sieht. Weniger essen könnte das heißen, Verzicht auf Fleisch, auf Alkohol, auf Süßigkeiten. Vielleicht aber auch die Frage: Wo habe ich mir ein Verhalten angewöhnt, das nicht in Ordnung ist und das ich jetzt einmal lassen will.
  • Gebet: das ist die Seele des Glaubens. Dazu will ich zwei Anregungen geben:
    => Zum Gebet gehört wesentlich nicht nur das Sprechen, sondern auch das Hören. Wo hören wir Gott? Vor allem im Wort der hl. Schrift, wenn wir immer wieder einen Abschnitt konzentriert lesen und darüber nachdenken und uns fragen: Welches Wort spricht ganz besonders zu mir?
    => Das gemeinschaftliche Gebet, den Gottesdienst wieder ernster nehmen. Das muß heißen, an erster Stelle die Sonntagsmesse zu besuchen, es kann heißen, auch zu Werktagsmessen, Eucharistische Anbetung, Rosenkranz und Fastenandacht kommen.
    Für all das gilt das Wort des hl. Pfarrers von Ars:

    „Das Privatgebet: ein brennender Strohhalm; das der Gemeinschaft: eine mächtige Flamme“

  • Und schließlich: Almosengeben: vom lieben Gelde sich auch einmal trennen und es anderen zugute kommen lassen. Als Maßstab dafür könnte man sich an das Wort Jesu erinnern:

    Wie ihr gebt, so wird auch euch gegeben; mit dem gleichen Maß, mit dem ihr meßt, wird auch euch zugeteilt werden.“

die Fastenzeit: eine Zeit, die etwas von uns fordert – aber viel mehr noch: eine große Chance, die Chance zur religiösen und menschlichen Erneuerung. Wir können gar nichts Vernünftigeres und Sinnvolleres machen, als diese Chance zu ergreifen.

Amen.