An Christus scheiden sich die Geister

Predigt zu Epiphanie (Dreikönige) [Mt 2, 1-12]

Wir feiern den Dreikönigstag, dessen offizieller liturgischer Name lautet: „Epiphanie. – Fest der Erscheinung des Herrn“.

An Weihnachten haben wir auf das neugeborene Kind in der Krippe geschaut. Heute wird uns anschaulich vor Augen geführt, wer dieses Kind ist: Der König der Welt, der göttliche Erlöser, zu dem die drei Weisen aus dem Orient pilgern, vor dem sie niederfallen und den sie mit ihren Gaben ehren.

Diese Sterndeuter müssen aus dem persischen oder babylonischen Raum gekommen sein; dort wurde im Altertum die Sternkunde – Astronomie und Astrologie –besonders gepflegt, und dort hatten die Sterndeuter eine hohe Stellung:

Sie waren in der Regel adliger Herkunft und gehörten als Berater der Könige zum Königshof. Die Bezeichnung der drei Magier als „Könige“ ist insofern nicht unberechtigt. (Im übrigen ist sie abgeleitet von Psalm 72, 10: „Die Könige von Tarschisch und von den Inseln bringen Geschenke, die Könige von Saba und Seba kommen mit Gaben“.)

Was hat es mit dem geheimnisvollen Stern auf sich, dessen Aufgang die Sterndeuter beobachteten?

Aller Wahrscheinlichkeit nach handelte es sich dabei um eine besondere Stellung des >Königssterns< Jupiter, vielleicht in (der äußerst seltenen) Dreifachkonjunktion mit Saturn, der als Stern der Juden galt. Die Deutung "König der Juden" hätte sich dadurch nahegelegt. Auch ein Komet oder eine >Supernova< (ein explodierender Fixstern) könnte eine Rolle gespielt haben. Nun berichtet das Matthäusevangelium nicht nur von den drei "heiligen Königen" aus dem Orient, sondern auch von jenem König, der in Jerusalem residierte, von Herodes. Und was wir von ihm hören, das ist alles andere als erfreulich. Die Nachricht von der Geburt des Messias erfüllt ihn und "ganz Jerusalem" (also die ganze Führungsschicht) nicht mit Freude, sondern mit eisigem Schrecken. Herodes erkennt in dem Kind sofort einen Konkurrenten um die Macht und hat darum nur einen Gedanken: Wie kann ich diesen neugeborenen König der Juden ausschalten? Die drei Weisen sollen für ihn den Aufenthaltsort des Kindes auskundschaften. Angeblich – wie er ihnen voller Verschlagenheit erklärt – "damit auch ich hingehe und ihm huldige". Was er wirklich vorhat, zeigt sich wenig später: Er läßt in Betlehem und der ganzen Umgebung alle Knaben bis zum Alter von 2 Jahren töten (Mt 2, 16). Diese Grausamkeit paßt zu dem, was wir aus anderen historischen Quellen über Herodes wissen. – Er führte 40 Jahre lang ein Schreckensregiment in Judäa. Zu den vielen auf seinen Befehl hin Umgebrachten gehörten sogar seine eigene Frau Mariamne und drei seiner Söhne. Nur wenige Wochen nach dem brutalen Kindermord in Betlehem war allerdings seine Zeit abgelaufen. Er starb unter Qualen auf dem Krankenlager – und Maria und Joseph konnten mit dem Kind aus dem ägyptischen Exil zurückkehren. Liebe Gläubige, an diesen dramatischen Ereignissen wird deutlich: Von Anfang an scheiden sich an Jesus Christus die Geister. Die einen – die Hirten, die Sterndeuter aus dem Osten – begrüßen ihn als den ersehnten Retter und Heiland der Welt. Die anderen – Herodes und das Jerusalemer Establishment – lehnen ihn kompromißlos ab, ja hassen ihn bis aufs Blut, weil sie fürchten, daß er ihre Pläne und ihr Treiben stören und ihnen die Herrschaft streitig machen könnte. Es bewahrheitet sich das Wort des greisen Simeon an Maria bei der Darstellung des Jesusknaben im Tempel: "Dieser ist dazu bestimmt, daß in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird. Dadurch sollen die Gedanken vieler Menschen offenbar werden. Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen" (Lk 2, 34-35). Was für Christus gilt, gilt für das Christentum im Ganzen. - Es ist von Anfang an eine umkämpfte Religion gewesen - und ist es bis heute. In den ersten Jahrhunderten seines Bestehens war es im Römischen Reich verboten und wurde blutig verfolgt. Und das letzte abgelaufene Jahrhundert, das Zwanzigste, darf man mit Papst Johannes Paul das "Jahrhundert der Märtyrer" nennen. Subtile Formen der Anfeindung gibt es dabei auch dort, wo Religionsfreiheit herrscht. Wenn jetzt zum Beispiel Bischöfe der kirchlichen Kollaboration bei Abtreibungen eine Absage erteilen, welches Wutgeheul bricht da im Lande los... Aber das müssen die Bischöfe ertragen. Sie müssen für die Wahrheit eintreten, ob gelegen oder ungelegen. Eine Kirche, die sich überall nur "lieb Kind" machen wollte, wäre nicht mehr die Kirche Jesu Christi. Und das gilt auch für den einzelnen Gläubigen. – Auch im persönlichen Lebensbereich erfährt man: Wenn man den Glauben ernst nimmt, macht man sich mancherorts unbeliebt. Die Weisen aus dem Morgenland aber lehren uns: Folge unbeirrt deinem Stern! Wenn uns das Licht des Glaubens aufgeleuchtet ist, dann sollen wir es nicht ängstlich zudecken, sondern leuchten lassen vor den Menschen. Vielleicht werden wir dann selber zu einem Stern, zu einem Leuchtzeichen für andere, und können ihnen den Weg weisen zur Krippe: zum wahren Licht der Welt. Amen.