32. Sonntag im Jahreskreis C (Lk 17,27-38)
Eine Illustrierte führte eine Umfrage zum Thema „Was kommt nach dem Tod?“ durch. Befragt wurden Passanten in einer Fußgängerzone. Hier einige der Antworten:
Kaufmann: „Wenn der Sargdeckel zugeht, ist es aus, mausetot und fertig. Alles andere ist Quatsch.“
Schülerin: „Ich habe mich noch nie damit beschäftigt, was da nach meinem Tod noch alles auf mich zukommen sollte.“
Student: „Wenn ich sterbe, bin ich als Person völlig weg von der Platte. Vielleicht werden meine innersten Werte und Ideen irgendwie und irgendwann in einer anderen Person auftauchen. Doch das hat mit meiner Person nichts zu tun.“
Bankangestellte: „Ich habe schon von vielen Seiten über Seelenwanderung gehört und will mich einmal gründlich damit beschäftigen.“
Schauspielschüler: „Durch eine Hypnose habe ich erfahren, daß ich bereits dreimal vor meinem jetzigen Leben existiert habe.“
Traurig ist: Von keinem einzigen der Befragten war die Antwort des christlichen Glaubens zu hören, die wir in jedem Credo bekennen:„Ich glaube an die Auferstehung der Toten und das Ewige Leben.“
Ein Symptom dafür, wie weit die Entchristlichung unserer Gesellschaft fortgeschritten ist.
Nun muß man unterscheiden zwischen dem, was ein Mensch nach außen hin ohne langes Nachdenken sagt, und dem, was er im tiefsten Inneren fühlt.
Thomas von Aquin sagt, die Sehnsucht nach dem Ewigen Leben sei dem Menschen angeboren. Irgend etwas im Menschen kann sich mit dem Tod nicht abfinden – damit, daß alles, was dem Menschen wichtig war, was er gedacht, getan, geliebt hat: daß das plötzlich ins Nichts zerfallen soll. Denn dann wäre alles umsonst und sinnlos. So gibt es in jedem Menschen eine geheime Auflehnung gegen den Tod und den Hunger nach dem Ewigen Leben – nur daß viele, allzuviele heute dieses Gefühl verdrängen oder auch: es betäuben, durch Arbeit und Freizeitspaß, durch pausenlose Aktivität sich davon abzulenken versuchen.
=> Die ganze riesenhafte Konsum- und Freizeitkultur der Moderne – kann einem vorkommen wie ein gigantisches Ablenkungsmanöver, durch das die Menschen abgehalten werden, von den existentiellen Fragen und sich im Oberflächlichen verlieren.
Diese Taktik kannten schon die alten Römer: Sie nannten es „panem et circenses“ – „Brot und Spiele“, nach dem Motto: Gib dem Volk genügend Geld und Spaß, dann wird schon nicht zum Nachdenken kommen.
Dazu kommt noch ein weiteres Problem: Wenn einer sich der Frage nach dem Sinn des Lebens und des Todes stellt, dann sieht er sich heute mit einem Wirrwarr von Antworten konfrontiert, einer Fülle von Möglichkeiten. Unsere Welt gleicht auch im Geistigen einem Supermarkt, und allzu viele greifen sich wahllos mindere Ware heraus. Und wenn eine Shirley McLaine behauptet, schon einmal auf Erden als Indianerhäuptling gelebt zu haben, dann übernehmen viele begeistert die Vorstellung von einer sogenannten Reinkarnation, d.h. also: wiederholter Erdenleben. Nur, daß sie den Gedanken nicht zu Ende denken, der bedeutet: Dieses bruchstückhafte, unbefriedigende Leben wird sich immer wieder wiederholen. Du mußt immer wieder von vorne anfangen, Du kommst hier nie heraus – DAS soll tröstlich sein? Das ist eine Horrorvision.
Als Christen wird uns gesagt: Haltet euch an das, was Jesus Christus sagt: Er ist die Wahrheit: Er ist vom Vater gesandt worden, um Licht ins Dunkel unserer Fragen zu bringen und uns den Weg zum ewigen Leben zu zeigen. Und so sagt er uns auf die Frage: Was kommt nach dem Tode? im heutigen Evangelium ein Dreifaches, das ich jetzt nur in aller Kürze skizzieren will:
1. „Gott ist kein Gott von Toten, sondern von Lebenden. Für ihn sind alle lebendig.“
=> Es gibt im Grunde gar keine Toten! Die ihr für tot haltet, sond in Wirklichkeit lebendig. Sie leben bei Gott. Es gibt nicht nur das Leben in dieser Welt, es gibt auch ein anderes Leben in der Welt Gottes, im Reich Gottes. Da leben Abraham, Issak und Jakob in Ewigkeit. und alle anderen, die durch die Auferstehung zu Söhnen Gottes geworden sind. (Gerade das leugneten die Sadduzäer: für sie gab es keine unsichtbare Welt, sondern nur das Sichtbare. Sie waren in heutiger Begrifflichkeit Materialisten.)
2. Das ewige Leben ist nicht einfach eine unendliche Verlängerung des irdischen Lebens, sondern es wird ganz anders sein als hier: „Man wird dort nicht mehr heiraten, sondern den Engeln gleich sein.“ Unser Leben wird sich verwandeln, und das muß ja auch so sein: denn so, wie wir jetzt sind und leben, könnten wir es nicht in Ewigkeit aushalten. Darum brauchen wir auch keine Angst zu haben, daß es uns im Himmel langweilig werden könnte! Es gilt hier vielmehr das Wort des Paulus: „Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was keinem Menschen je in den Sinn gekommen ist: das hat Gott denen Großes bereitet, die ihn lieben.“
3. Ein letzter Aspekt: Christus spricht von „denjenigen, die Gott für würdig hält an jener Welt“. Es gibt Voraussetzungen für das Leben in der himmlischen Welt. Wir müssen für das Reich Gottes geeignet sein, reif sein. Man muß ein „hochzeitliches Gewand“ haben, um am himmlischen Hochzeitsmahl teilnehmen zu können. Das ist die ernste Seite der christlichen Hoffnung. Christentum ist keine billige Vertröstungsbotschaft, im Gegenteil: Der Christ nimmt sein irdisches Leben sehr ernst. Er weiß um seine Verantwortung. Er weiß, daß er den richtigen Weg wählen und gehen muß, um am großen Ziel anzukommen. Er weiß, daß es einmal eine Bestandsaufnahme geben wird – die Bibel sagt: ein „Gericht“, bei der das Buch unseres Lebens aufgeschlagen wird und dann zeigt sich, wer wir in Wahrheit sind.
Wir dürfen allerdings hoffen, daß dann bei diesem Gericht Gnade vor Recht ergeht, daß wir dann einen barmherzigen Richter haben in Jesus Christus – der uns nicht aufgrund unserer Verdienste, sondern aus Liebe aufnimmt in sein ewiges Reich.