Predigt zum 32. Sonntag im Jahreskreis A (Mt 25,1-13)
Um die klugen und die törichten, die dummen Jungfrauen geht es im heutigen Evangelium. Die klugen Jungfrauen gibt Jesus uns in diesem Gleichnis zum Vorbild. Er appelliert also an die Klugheit seiner Hörer.
Das tut er übrigens wiederholt im Evangelium. Er appelliert viel öfter an die Klugheit der Menschen als etwa an ihre Menschlichkeit oder Moral.
So erzählt er einmal vom klugen Verwalter, der sich mit dem Geld seines Herrn Freunde machte: Und so sollen auch wir uns mit dem ungerechten Mammon Freunde machen, damit sie uns einmal aufnehmen in die ewigen Wohnungen (Lk 16,1-9).
Mit einem Appell an die Klugheit seiner Hörer schließt Jesus die Bergpredigt:
„Wer diese meine Worte hört und danach handelt ist wie ein kluger Mann, der sein Haus auf Fels baute. Wer aber meine Worte hört und nicht danach handelt, ist wie ein unvernünftiger Mann, der sein Haus auf Sand baute“ (Mt 7, 24-27).
Das Lebenshaus auf Sand bauen – das ist wirklich dumm. Da muss nur einmal ein Sturm kommen und an dem Haus rütteln, schon stürzt es ein und wird völlig zerstört. Und doch, wieviele tun das heute; bauen ihr Lebenshaus riesengroß, prunkvoll, protzig, – aber auf Sand …
Klug, vernünftig, im eigenen Interesse handelt dagegen derjenige, der den Herrn ganz ernst nimmt, der seinen Worten felsenfest glaubt und nach ihnen sein Leben ausrichtet.
Eine ungewohnte Sichtweise. Im allgemeinen werden ja gerade umgekehrt die Gläubigen als die Dummen dargestellt, die Naiven, die Unmündigen; die noch nicht aufgeklärt genug sind, um nach eigener Fasson selig zu werden, die immer noch dem alten Glauben anhängen, sich bestimmen lassen von der Religion.
Schön dumm. – Schön blöd, sagen die, die so leben, als ob es keinen Gott gäbe. So war über den jüngst verstorbenen Herausgeber des „Spiegel“, Rudolf Augstein, zu lesen, dass er (selber Atheist) „das Katholikentum notwendig für die Dummen“ hielt.
So sah es also Herr Augstein. Die Bibel sieht es umgekehrt:
„Die Toren sprechen in ihrem Herzen: Es gibt keinen Gott. Sie essen das Brot des Herrn, doch seinen Namen rufen sie nicht an“ (Ps 14).
Wie dumm sind die Menschen, die täglich von Gottes Gaben leben, und ihn selbst, den Schöpfer nicht erkennen.
Dumm, töricht sind in unserem heutigen Evangelium die Jungfrauen, denen der königliche Bräutigam und das Hochzeitsfest, das man ihnen angekündigt hatte, doch nicht gar so wichtig , doch eher egal war. Die das auch nicht so ganz ernst genommen haben mit dem Lichterzug zum Empfang des Bräutigams. – Sie trotten zwar mit den anderen Jungfrauen mit, haben aber kein Öl für ihre Lampen dabei.
Und als sich dann die Ankunft des Bräutigams verzögert, da fallen ihnen die Augen zu und sie schlafen ein: Vielleicht kommt er am Ende gar nicht, der hohe Herr, vielleicht hat man uns nur Märchen erzählt.
Aber dann kommt er doch, der Königssohn, um Mitternacht, als keiner mehr mit ihm rechnet. Und plötzlich ist es zu spät, um noch Öl zu besorgen, der Brautzug zieht fort und am Ende stehen die dummen Jungfrauen vor verschlossenen Toren. – Das Fest findet ohne sie statt.
„Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“, mahnte einst Michael Gorbatschow die uneinsichtigen DDR-Funktionäre. – Es gibt auch im Evangelium ein zu spät.
„Seid wachsam“, sagt Jesus am Schluß. Uns zur Mahnung also erzählt er die Geschichte. Und wir haben diese Mahnung wohl nötig.
Denn manchmal gleichen wir mehr den törichten als den klugen Jungfrauen.
Wir sind von der gegenwärtigen „Ölkrise“ des Glaubens betroffen.
Wir glauben schon irgendwie; aber doch ziemlich lustlos, ziemlich halbherzig, ziemlich müde.
Das Licht des Glaubens ist nicht immer ein strahlendes Licht, eher ein kümmerliches Lämpchen, ein glimmender Docht. Und dann: Wie ernst müssen wir eigentlich das Evangelium nehmen ? Das ist doch alles nicht so wörtlich zu nehmen, mehr im übertragenenen Sinn. Das meiste können die Theologen heute sowieso gut wegerklären.
So denken wir und so richten wir uns bequem ein in einen harmlosen und ermäßigten Glauben, der mit dem radikalen, dem brennenden Evangelium Jesu Christi nicht mehr viel zu tun hat.
Seid wachsam, sagt Jesus und: Seid klug!
Denn es ist nicht ausgeschlossen, dass es am Ende doch so eintrifft, wie der Herr es im Evangelium angekündigt hat. – Es ist doch möglich, dass er wirklich wiederkommt, der Sohn Gottes, und zwar gerade dann, wenn niemand mehr mit ihm rechnet.
Und es könnte sein, dass wir bestimmt sind für das himmlische Hochzeitsmahl, das große Fest der Liebe im Reich Gottes, und dass wir uns darum um den Glauben und die Liebe, die wir dafür brauchen, rechtzeitig bemühen sollten. Rechtzeitig, also: bevor es zu spät ist…..
Im Epheserbrief schreibt der Apostel Paulus: „Achtet sorgfältig darauf, wie ihr euer Leben führt, nicht töricht, sondern klug. Nutzt die Zeit, denn diese Tage sind böse. Darum seid nicht unverständig, sondern begreift, was der Wille des Herrn ist. Berauscht euch nicht mit Wein – das macht zügellos – sondern lasst euch vom Geist erfüllen! Lasst in eurer Mitte Psalmen, Hymnen und Lieder erklingen, wie der Geist sie eingibt. Singt und jubelt aus vollem Herzen zum Lob des Herrn! Sagt Gott, dem Vater, jederzeit Dank für alles im Namen Jesus Christi, unseres Herrn! (Eph 5,15-20)
Dies wollen wir jetzt tun in der Eucharistiefeier, der großen Danksagung. Und wir wollen bitten, dass unser Leben gelingt, dass es einen Sinn hat. Dass wir unsere Zeit nutzen und Frucht bringen in guten Werken und wachsen in der Erkenntnis Gottes.
Amen.