Umsonst wären wir geboren, hätte uns nicht der Erlöser gerettet

Predigt in der Osternacht

„Wahrhaftig, umsonst wären wir geboren, hätte uns nicht der Erlöser gerettet“.
So hat es vorhin im „Exsultet“ geheißen, dem großen Osterlob, dem Lobgesang auf den auferstandenen Christus, das Licht der Welt.
Ein Hymnus, der uns mit den Anfängen der Christenheit verbindet – wie übrigens die ganze Osternachtliturgie. Ambrosius von Mailand hat das Exsultet etwa im Jahr 350 geschrieben. Beinahe zweitausend Jahre stehen hinter diesem Gesang, der heute Nacht wieder überall in der Katholischen Kirche erklingt. Das ist schon etwas Großartiges: diese Geschichte, diese Gemeinschaft der Jahrtausende, die wir in der Liturgie erleben.

Aber nicht nur geschichtsträchtig ist unser Glaube, sondern zugleich hochaktuell. Nichts Überlebtes oder Überholtes, sondern die Antwort auf die Not gerade der heutigen Zeit.
Eben zum Beispiel dieser Satz aus dem Exsultet: „Wahrhaftig, umsonst wären wir geboren, hätte uns nicht der Erlöser gerettet“.
Wenn es nicht den Erlöser Jesus Christus gäbe, der von den Toten auferstanden ist, dann wären wir umsonst da. Dann hätte unser Leben keinen Sinn. Dann wäre im Grunde alles umsonst.
Warum? – Weil unser aller Leben dann – über kurz oder lang – vom Tod ausgelöscht würde. Und was wären dann diese paar Jahre Erdendasein im Vergleich zum ewigen Nichts, zum ewigen Tod?

Der Apostel Paulus sagt einmal denen, die nicht an die Auferstehung Christi glauben wollten (und die gab es schon von Anfang an; auch der Unglaube hat Tradition!): Wenn Christus nicht wirklich vom Tod erstanden ist, dann gibt es auch für uns keine Auferstehung. Dann aber „laßt uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot“ (1 Kor 15,32).

Brüder und Schwestern, das könnte das Motto vieler unserer Zeitgenossen sein. – Laßt uns auf den Putz hauen, laßt uns möglichst viel rausholen – wenn’s sein muss auch auf Kosten anderer- morgen ist sowieso alles aus.
Eigentlich ganz verständlich diese Haltung, wenn man nicht die Perspektive des Ewigen Lebens hat. Dann macht der Tod alles sinnlos. Dann muss auch die Angst vor dem Tod, die Torschlusspanik sozusagen, mein Leben beherrschen.

Nicht so bei uns Christen. – Wir sind zur Freiheit der Kinder Gottes befreit.
Wir wissen, dass nicht alles umsonst ist.
Wir wissen, dass es das ewige Leben gibt.
Wir wissen, dass nicht der Tod das letzte Wort hat, sondern dass Christus das letzte Wort hat.
Er hat für uns den Tod besiegt, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das Ewige Leben hat (Joh 3,16).
Wir haben also eine Zukunft. Geradezu eine glänzende Zukunft. Gott hat uns in Jesus, dem Auferstandenen, Zukunft und Hoffnung gegeben (vgl. Jer 29,11).
Das ist der Grund für die Osterfreude. Nicht der Osterhase… – Nein, da geht es schon um ein bißchen mehr. – Da geht es um Leben und Tod.
Und darum gehört auch zu dieser Osternachtfeier die Erneuerung des Taufversprechens. Dass wir den Bund mit Gott und Jesus Christus, den einst unsere Eltern bei der Taufe für uns geschlossen haben, bekräftigen. Dass wir entschieden Ja sagen zu Gott:
Ja, ich will zu Gott gehören; ich will Jesus Christus nachfolgen und so zum Ewigen Leben gelangen.

Amen.