Predigt zum Dreifaltigkeitsfest
Seit es den Menschen gibt und wo immer es Menschen gibt und gab, gibt es auch Religion, die Suche nach Gott. – Die Kulturgeschichte beweist: der Mensch ist von Natur aus religiös. Die Sehnsucht nach Gott ist jedem Menschen angeboren.
Im Menschen lebt die Frage: Woher kommt eigentlich die Welt und wohin geht sie, was ist der Sinn von allem, was ist der Sinn meines eigenen Lebens und meines Sterbens?
Die religiöse Suche begegnet uns, wohin wir in der Welt und in der Geschichte schauen. – Allerdings ist damit nicht gesagt, dass diese Suche auch automatisch zum Ziel führt.
Oft hat sie die Menschen nicht zu Gott geführt, sondern zu falschen, selbstgemachten Götzen.
Der Götterhimmel der alten Griechen etwa war von über 300 Göttern und Göttinnen bevölkert. Wie ein adliger Hofstaat thronten sie auf dem Olymp, an der Spitze der Blitze schleudernde Göttervater Zeus, an seiner Seite die eifersüchtige Gemahlin Hera.
Schon die antike Philosophie erkannte die Primitivität dieser Vorstellungen.
„Ihr formt eure Götter nach euren eigenen Bildern“, kritisierte der griechische Weise Xenophanes und kam zu der Erkenntnis: „Es gibt nur einen Gott, weder an Gestalt noch an Gedanken den Sterblichen ähnlich!“
Manche Religionen zeigen auch ein grausames, dämonisches Gesicht. Bei den Jahresfesten der Azteken in Mexiko wurden Zehntausende auf den Altären der Schlangengötter hingeschlachtet.
Auch in unserer Zeit gibt es viele Fehlformen von Religion: Irrglauben, Aberglauben, Sekten, die die Menschen in einer irrationalen Phantasiewelt gefangen halten.
Es zeigt sich: Der Mensch findet von sich aus nicht zu Gott. Zu tief und unüberbrückbar ist der Abgrund zwischen unserer sichtbaren und der unsichtbaren Welt, zwischen dem Vergänglichen und dem Ewigen, zwischen Mensch und Gott.
Und hier setzt die biblische Offenbarung ein. Gott, der Ursprung und das Ziel aller Dinge, die höchste, alles bestimmende Macht, offenbart sich den Menschen.
Das heißt: Gott öffnet sich; er tritt von sich aus aus seiner Verborgenheit heraus und teilt sich der Welt und den Menschen mit. Er spricht zu den Menschen. – Zuerst im Alten Bund zum Volk Israel durch die Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob und durch die Propheten. Diese Propheten künden bereits den kommenden Messias und Erlöser der Welt an, der den neuen und ewigen Bund mit Gott stiften wird – nicht nur für Israel, sondern für die ganze Menscheit.
Und die prophetische Verheißung erfüllt sich; im Evangelium vorhin haben wir es gehört:
„So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit alle, die an ihn glauben, nicht zugrunde gehen, sondern das ewige Leben haben“ (Joh 3,16).
Jesus Christus ist die endgültige Selbstmitteilung Gottes. Jesus Christus offenbart der Welt das Geheimnis Gottes. Und es zeigt sich, dass Gott viel größer und faszinierender ist, als Menschen ihn sich je vorgestellt haben.
Ein einziger Gott – kein heidnischer Götterolymp. Aber kein einsamer Gott, sondern ein Gott der Gemeinschaft, der lebendigen Liebe. -Ein Gott in drei Personen: Gott Vater – Gott Sohn – Gott Heiliger Geist.
Und den unendlichen Abstand zwischen der sichtbaren und der unsichtbaren Welt überbrückt der Vater durch den Sohn und den Heiligen Geist. Jeder, der den Glauben annimmt und den Heiligen Geist empfängt, wird Kind Gottes, gehört für Zeit und Ewigkeit zu Gott, dem himmlischen Vater.
Liebe Mitchristen, das ist die Botschaft des christlichen Glaubens. Wirklich: Evangelium – frohe Botschaft. Und wirklich etwas, das wir nicht für uns behalten dürfen, sondern weitergeben und weitersagen müssen, jeder an seinem Platz. „Ihr sollt meine Zeugen sein“ – das ist der Auftrag des Auferstandenen an seine Gläubigen (Apg 1,8).
Versuchen wir, diesem Auftrag nach bestem Wissen und Gewissen nachzukommen. Und lernen wir dazu zuerst selbst unseren Glauben wieder kennen und schätzen. Es gibt nichts Spannenderes und Faszinierenderes als die christliche Religion. Möge man das doch an uns, den Christen, ablesen können!
Mit Recht feiert die Kirche am Dreifaltigkeitssonntag die Offenbarung des Dreieinigen Gottes. In diesem dreifaltigen Gott findet alles Suchen und Fragen der vieltausendjährigen Menschheitsgeschichte die Antwort.
Bitten wir darum, helfen wir mit, dass die vielen Suchenden unserer Zeit diese Antwort nicht verfehlen.
Amen.