15. Sonntag im Jahreskreis B (Mk 6,7-13)
„Die Zwölf machten sich auf den Weg und riefen die Menschen zur Umkehr auf. Sie salbten viele Kranke mit Öl und heilten Sie“ (Mk 6,13).
Was schon für das öffentliche Wirken Jesu kennzeichnend war, nämlich dass er sich in besonderer Weise zu den Kranken gesandt wußte und viele Kranke heilte, das setzt sich nun in der Sendung der Jünger fort. „Heilt die Kranken und sagt den Menschen: Das Reich Gottes ist euch nahe“ (Lk 19,9).
Dabei ist sowohl bei Christus wie auch bei den Aposteln Eines festzustellen: Die wunderbaren Krankenheilungen sind nicht Selbstzweck; sondern sie dienen als Zeichen für das Reich Gottes, das in Christus angebrochen ist. Die Wunder wollen zum Glauben an Gott und Jesus führen; es geht um die Heilung des inneren Menschen, das umfassende Heil, nicht nur um die Behebung von Krankheitssymptomen.
Wo das Wunder nicht zum Glauben führt, ist es umsonst geschehen. Deutlich wird das zum Beispiel bei der Heilung der zehn Aussätzigen (Lk 17,11-19). Nur einer von ihnen findet den Weg zurück zu Jesus, um ihm zu danken und Gott die Ehre zu geben. Bei den übrigen Neun hat die wunderbare Heilung nicht zum Glauben geführt und hat damit ihren eigentlichen Zweck nicht erreicht.
Was ist nun aus dieser Hinwendung Christi und der Apostel zu den Kranken in göttlicher Vollmacht geworden? Wo lebt diese Sendung zu den Kranken heute in der Kirche fort?
Man muss hier drei Dimensionen sehen:
v Die Sorge für den kranken, leidenden, behinderten und alten Menschen ist jedem Christen als Werk der Barmherzigkeit aufgegeben. – „Ich war krank und ihr habt mich besucht. – Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“(Mt 25,36;40). Ob wir uns den Kranken zuwenden oder aber ihnen den Rücken zukehren, daran entscheidet sich wesentlich unser Christsein. Und die Kirche als ganze muss in den verschiedenen Institutionen von Caritas und Diakonie das Liebesgebot des Herrn erfüllen. Die Diakonie ist darum – neben Liturgie und Verkündigung – eine der drei Grundvollzüge der Kirche.
v Auch das Charisma der Krankenheilung; die übernatürliche Heilungsgabe, gab es nicht nur am Anfang, sondern zu allen Zeiten der Kirche, bis zum heutigen Tag. Dafür steht unter anderem der Name „Lourdes“ und die über siebzig dort geschehenen und dokumentierten Heilungen, die wissenschaftlich nicht erklärbar sind. Auch heute dürfen wir auf die heilende Macht Gottes hoffen, die sich immer wieder souverän manifestiert und alle menschlichen Grenzen sprengt
v Das Dritte: Die Kirche hat für den kranken und den todkranken Menschen ein eigenes Sakrament, das Sakrament der Krankensalbung, die Heilige Ölung.
Dieses Sakrament gründet sich zum einen auf die Stelle des heutigen Evangeliums („sie salbten viele Kranke mit Öl“), vor allem aber auf ein Wort im Jakobusbrief:
„Ist einer von euch krank? Dann rufe er die Priester der Gemeinde zu sich; sie sollen Gebete über ihn sprechen und ihn im Namen des Herrn mit Öl salben. Das gläubige Gebet wird den Kranken retten, und der Herr wird ihn aufrichten; wenn er Sünden begangen hat, werden sie ihm vergeben. Darum bekennt einander eure Sünden, und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet“(Jak 5,14-16).
Hier wird eine Situation beschrieben, wo ein Christ krank ist, und zwar schwerkrank, – bettlägerig; wo dann die Priester, die Amtsträger der Kirche kommen, über den Kranken beten, ihn mit heiligem Öl salben und auch das Sündenbekenntnis des Kranken anhören und im Namen Gottes die Lossprechung erteilen.
Die Kirche lehrt, dass im Sakrament der Krankensalbung der Heilige Geist mitgeteilt wird, der den Geist des Kranken aufrichtet und – wenn Gott es will – auch gesundheitliche Besserung bewirkt. Das Wesentliche ist das, was drinnen passiert; aber ausgeschlossen ist nicht, dass sich das auch körperlich niederschlägt.
Krankheit, schwere Krankheit, lebensbedrohliche Krankheit ist eine umfassende Krise der ganzen Person – auch die Seele ist tangiert. Die große Gefährdung für den Kranken ist, dass er bitter wird, mit Gott und der Welt hadert, an seinem Schicksal verzweifelt. Darum braucht der Kranke nicht nur den Arzt, sondern auch den Priester.
Aber eben dieses Bewußtsein scheint weitgehend – auch unter Kirchenmitgliedern –verloren zu sein. Man meint, es käme nur auf die bestmögliche medizinische Versorgung an und baut allein darauf. Man verdrängt auch oft das Thema Sterben und Tod, macht sich selbst vor, dass die Medizin alles im Griff hat – und unterlässt die notwendige Ausrichtung auf Gott, bis es zu spät ist…
Es ist aber besser, auf Gott und Gottes Hilfe zu bauen als auf die Halbgötter in Weiß. Darum: wenn uns schon dieses Sakrament der Krankensalbung angeboten ist (um das uns andere Konfessionen beneiden!) , dann spricht doch alles dafür, dass wir es auch in Anspruch nehmen – für uns oder für unsere Angehörigen – in einer Situation, wo wir spüren: hier reicht menschliche Hilfe allein nicht aus, hier muss der wahre Arzt für Seele und Leib, Jesus, der Herr, kommen.
Amen