Predigt in der Heiligen Nacht (Lk 2, 1-14)
Zur Feier der Geburt Jesu versammelte Gläubige!
Wir begehen den Hl. Abend, den Hl. Abend des Jahres 2000 nach Christi Geburt.
Wir spüren wieder – zumindest, wenn wir dafür offen sind, den Zauber, das Geheimnisvolle, das über der Heiligen Nacht liegt.
Bei vielen Menschen weckt Weihnachten Erinnerungen, Erinnerungen z.B. an die Heiligen Abende der Kindheit. – Wie wir uns freuten als Kinder, der Bescherung unter dem Christbaum entgegenfieberten, und dann beim Klingeln des Weihnachtsglöckchens eintreten durften in ein verzaubertes, märchenhaftes Reich.
Auch traurige Erinnerungen gehören zur Hl. Nacht. Gedanken an Menschen, mit denen wir einst Weihnachten feierten und die jetzt nicht mehr unter uns sind. – Ja, Weihnachten spricht wie kein anderes Fest im Jahr die Gefühle an, das Gemüt, das Herz. Die Erinnerung, aber auch die Sehnsucht. Die unbestimmte Sehnsucht nach einer anderen Welt, als wir sie hier erleben. Unsere Welt ist so laut und lärmend, so hektisch, so grell, von kaltem Neonlicht ausgeleuchtet.
Gewiss, es geht uns gut, materiell betrachtet, so gut wie nie, wir leben im Überfluss. Die Gabentische biegen sich an Weihnachten…
Und doch: Kaufen und Konsumieren, Geldverdienen und Geldausgeben. Kann das alles sein? Reicht uns das aus?
Überhaupt: das Geld, das liebe Geld…
„Es geht nur noch ums Geld“ – es ist seltsam, diesen Satz habe ich dieses Jahr mehrfach gehört von unterschiedlichen Leuten. – „Es geht doch nur noch ums Geld“ – eine bittere Zeitdiagnose.
In welcher Armut kam Jesus, der Sohn Gottes, auf den wir heute schauen, zur Welt! Nicht im Palast, nicht mal im schmucken Eigenheim, – in einem Stall. – In einer Futterkrippe richteten ihm Maria und Josef sein Bettchen. Und doch: über dieser ärmlichen Hütte vor Betlehem da: genau da und nur da ist der Himmel offen, leuchtet der Glanz des Herrn und jubilieren die himmlischen Heerescharen.
„Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen, die guten Willens sind“.
Der Weihnachtsgesang der Engel über den Hirtenfeldern Bethlehems. „Gloria in excelsis Deo et in terra pax hominibus bonae voluntatis“.
Liebe Mitchristen!
Die Sehnsucht nach einer anderen Welt, einer menschlicheren Welt, die Sehnsucht nach einer Welt des Friedens, der Liebe – sie kommt nicht von ungefähr. – Sie kommt vom Weihnachtsevangelium her!
Die Engel der Heiligen Nacht haben sie der Menschheit gegeben.
Und nicht nur die Sehnsucht nach Frieden geben uns die Engel in ihrem Weihnachtsgloria ein, sondern auch den Weg, der zum Frieden führt, weisen sie uns:
„Wenn Gott in der Höhe verherrlicht ist, dann wird Friede bei den Menschen, die guten Willens sind“.
Die Ehre Gottes – und der Friede bei den Menschen gehören untrennbar zusammen. Ohne Gott – kann es keinen echten Frieden geben, nicht im Herzen des Einzelnen, nicht im Zusammenleben mit den anderen – in der Familie, in der Ehe, am Arbeitsplatz – und auch nicht in der großen Welt, im Verhältnis der Völker und Staaten.
Dieses Jahr wurde der unvergessene Papst Johannes XXIII. seliggesprochen.
Seine letzte Enzyklika, veröffentlicht im Jahr seines Todes 1963, trägt den Titel „Pacem in terris“. Es geht darin um die Frage des Weltfriedens und der Menschenrechte. Schon im ersten Satz des Schreibens ist die Position des Glaubens auf den Begriff gebracht:
„Der Friede auf Erden, nach dem alle Menschen zu jeder Zeit sehnlichst verlangten, kann nur dann begründet und gesichert werden, wenn die von Gott festgesetzte Ordnung gewissenhaft beobachtet wird“.
Die von Gott festgesetzte Ordnung – wie sie sich etwa in den 10 Geboten ausdrückt, in der Schöpfungsordnung und in der Stimme des Gewissens – was bedeutet sie heute Politikern, Parlamenten, Regierungen? Was bedeutet sie der Gesellschaft insgesamt?
In der DDR zu Zeiten des Sozialismus gab es einen Slogan, er prangte auf Plakaten auf vielen landwirtschaftlichen Kolchosen:
„Ohne Gott und Sonnenschein bringen wir die Ernte ein!“
„Ohne Gott“ – das war das Motto. Ohne Gott betreiben wir unsere Wirtschaft und bauen unseren Staat.
Was aus diesem Staat und dieser Wirtschaft geworden ist – wir wissen es. Ein gigantischer Bankrott.
Und wie ist es mit uns heute?
Meint man, es wird Frieden im Innern und nach außen geben, Wohlfahrt und Glück für alle Zeit, nur mit Geld – ohne Gott? – Auf diese Weise wird es wiederum eine gigantische Katastrophe geben!
„Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen auf Erden“.
Hören wir die Weihnachtsbotschaft, nehmen wir sie an, auch für uns selbst, ganz persönlich. – Wir wollen doch Frieden, wir wollen Harmonie, gelingendes Leben, Gemeinschaft, Geborgenheit, Zukunft.
Dann müssen wir Gott suchen.
Dann müssen wir uns – wie einst die Hirten in Betlehem – zu Jesus aufmachen.
Dann müssen wir unser Leben wirklich einmal öffnen für eine neue Dimension, den Geist des Glaubens.
Es reicht nicht, sich einfach in den vorgestanzten Gleisen der Gesellschaft weiterschieben zu lassen, und zu tun, was alle tun: Geldverdienen, Geldausgeben, arbeiten, essen, schlafen und ein bisschen Spaß. Gott hat uns zu viel, viel mehr berufen. Er ruft uns heute zur Krippe, zu seinem Sohn Jesus Christus. – Er gibt uns dieses Zeichen, das Zeichen seiner Liebe.
Übersehen wir es nicht. – Gehen wir zum göttlichen Kind, dem Erlöser der Welt, dem Fürst des Friedens.
Und geben wir ihm als unser persönliches Geschenk unseren guten Willen, geben wir ihm den Vorsatz:
„Ich will in meinem Leben Gott dienen. Ich will ihm die Ehre geben und auf seinen Wegen gehen“.
Wenn wir diesen Vorsatz heute vor Jesus bringen, dann wird er uns ganz gewiss etwas von seinem göttlichen Frieden schenken.
Amen.