„Das eigentliche, einzige und tiefste Thema der Welt- und Menschengeschichte, dem alle übrigen untergeordnet sind, bleibt der Konflikt des Glaubens und Unglaubens“. (Goethe)
„Was nicht religiös ist, ist nicht interessant“. (Nicolas Gomez Davila)
- Wozu brauche ich den Glauben?
- Auferstehung Jesu
- Der Glaube zwingt nicht durch Beweise
- Engel
- Unterscheidung der Geister
- Christus – einer von uns?
- Wenn junge Menschen sterben müssen
- Ewiges Leben
- Visio beatifica
- Maria
- Hölle
- Gott und das Leid
- Erhört Gott unsere Gebete?
- Was heißt „meditieren“?
- Vorsehung
- Apostolische Tradition
- Warum beichten?
- Menschliche Schuld – Sünde vor Gott
- Ökumene
- Luther
- Christentum und Weltreligionen
- Ehe
- Heilige Sorglosigkeit
- Dankbarkeit
Wozu brauche ich den Glauben?
Wenn gefragt wird:
„Wozu brauche ich den Glauben überhaupt?
Ich habe doch schon alles, was ich brauche …“
Dann kann ein Hinweis auf das Phänomen Liebe hilfreich sein:
„Glücklich allein ist die Seele, die liebt“, heißt es bei Goethe.
Mit anderen Worten:
Wer die Liebe nicht kennt, weiß nichts vom wahren Glück und Leben, auch wenn er sonst alles hat.
Analoges läßt sich vom Glauben sagen:
Glücklich allein ist die Seele, die Gott liebt.
Erst der Glaube, die Verbundenheit mit Gott, eröffnet dem Menschen das wahre Leben, das Leben in Fülle. – Wer davon nichts weiß, verpasst die entscheidende Dimension und Bestimmung des Menschseins – auch wenn er ansonsten im Überfluss leben mag.
Auferstehung Jesu
„Man muß den Menschen von heute bezeugen, daß es keine Nebensächlichkeit ist, daß Christus sich für immer zwischen uns und das Nichts gestellt hat“.
(Bartholomäus I., Ökumenischer Patriarch von Konstantinopel)
Beweise
Das Christentum beruht nicht auf zwingenden Beweisen
Das ist aber kein Mangel, sondern das Wesen des christlichen Glaubens:
Er appelliert an die freie Entscheidung des Menschen.
Vgl. Dostojewski, Großinquisitor:
„Hättest du Krone und Schwert genommen, so hätten sich dir alle freudig unterworfen…… Du stiegst nicht herab vom Kreuz, als man dir mit Spott und Hohn zurief: Steig herab vom Kreuz, und wir werden glauben, daß du Gottes Sohn bist. Du stiegst nicht herab, weil du die Menschen nicht durch ein Wunder zu Sklaven machen wolltest, weil dich nach freier und nicht nach einer durch Wunder erzwungenen Liebe verlangte…….“
Weil Gott nicht die Unterwerfung des Menschen will, sondern seine Liebe, darum zwingt er ihn nicht durch Beweise, sondern wirbt um ihn mit Hinweisen…….
Engel……
Kardinal J.H. Newman nennt die Engel
„die verborgenen Maschinisten des Weltalls.
Die Natur ist nicht seelenlos. Ihr tägliches Wirken atmet Intelligenz. Sie gehorcht Befehlen, die sie empfangen hat“.
Grundsätzlich – vor aller theologischen Einordnung – sind Engel zu definieren als „außermenschliche Intelligenzen“ (K. Rahner). Es gibt keinen vernünftigen Grund, der gegen die Existenz solcher Wesen spricht.
Unterscheidung der Geister
Die „Discretio spirituum“
(Kirchenväter, Ignatius v. Loyola)
unterscheidet die seelischen Wirkungen
des guten und | des bösen Geistes |
der guten und | der schlechten Inspiration |
der Wahrheit und | des Irrtums |
des rechten und | des falschen Weges |
Wirkung des guten Geistes: | Wirkung des bösen Geistes: |
Innerer Friede | Unruhe |
Ruhe | Verwirrung |
Freude | Traurigkeit |
Vertrauen | Furcht, Zittern, Angst |
Geborgenheit | aufgeregte Gedanken |
Tränen | Trockenheit |
Erhebung des Geistes | Schweifen des Geistes in niedrigen Dingen |
Verlangen nach göttlichen Dingen | Begierde nach Schlechtem |
mild, friedvoll, sanft | jähzornig, bitter |
Heiterkeit, Fröhlichkeit | mit Lärm und Geschrei |
Reines und bereitwilliges Gebet | „horror cellae“ (Abscheu vor der Zelle) |
Die Hl. Schrift lehrt als Regel der „diakrisis pneumatum“ (Unterscheidung der Geister):
Offenheit bei gleichzeitiger Wachsamkeit:
„Löscht den Geist nicht aus!“( 1 Thess 5, 19) , aber:
„Glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind“ ( 1 Joh 4,1).
Ignatius v. Loyola schloß beinahe jeden seiner Briefe mit folgender Formel:
„Gott gebe uns die Gnade, daß wir seinen Willen in uns stets fühlen und vollkommen erfüllen“.
Christus – einer von uns?
Maria – eine wie wir?
Hoffentlich mehr als das, denn von unserer Art gibts wirklich schon genug …….
Vgl. dazu die Schriftstellerin Gabriele Wohmann (in einem Interview mit „Publik-Forum“):
„Ich denke, weil Jesus ohne Sünde war, war er natürlich kein Mensch wie du und ich. Aber hier zeigt sich wieder das Bedürfnis in unserer heutigen kumpelhaften Ära, auch in Jesus Christus einen Jedermann zu sehen, einen Menschen wie du und ich …. Darin liegt wohl auch meine Schwierigkeit mit der Jesusgestalt: daß er Mensch war. Wenn er ganz Mensch gewesen wäre und alles erklärbar, dann bedürfte es auch des Glaubens nicht, denn dann könnten wir alles verstehen.“
Übrigens: Die Bezeichnung „Jesus – unser Bruder“ ist unbiblisch – sie taucht nirgends im Neuen Testament auf. ( Bei Paulus – Röm 8,29 – und im Hebr. – 2,11.17 – ist lediglich von dem Erlösten als den „Brüdern“ des Herrn die Rede.)
Im übrigen gilt: „Ihr nennt mich Meister und Herr – und mit Recht, denn ich bin es.“ (Joh 13, 13)
„Jesus Christus ist der Herr“ (Phil 2,11).
Wenn junge Menschen sterben müssen …….
Menschliches Leben ist nicht in erster Linie als quantitative Größe, sondern als qualitative Größe zu verstehen. Bemißt man menschliches Leben nach der Zahl der Jahre, ist jedes Leben relativ unerheblich, ist jede Riesenschildkröte dem Menschen überlegen.
Entscheidend ist nicht die Frage, wie lange jemand gelebt hat, sondern wie jemand gelebt hat.
Ob er gut gelebt hat, d.h. menschlich gelebt hat; ob er reif geworden ist für die Vollendung.
Diese Frage wird aber in der Regel gerade für Kinder eher mit Ja zu beantworten sein als für Erwachsene. Denn Kinder sind noch näher am Ursprung, an der ursprünglichen Bestimmung des Menschen: Kind Gottes zu sein.
Große Geister, geniale Künstler haben oftmals nur kurz gelebt; d.h. nach Jahren gezählt nicht viel vom Leben gehabt; und dennoch zählt ihr Leben viel ……
Die Hl. Theresia von Lisieux, die im Alter von 24 Jahren an Tuberkulose starb, schrieb in einem Brief:
“ Die Liebe kann ein langes Leben ersetzen. Jesus schaut nicht auf die Zeit, denn im Himmel gibt es keine mehr. Er schaut nur auf die Liebe“.
Das ewige Leben
Über das Ewige Leben schreibt Thomas von Aquin:
„Das ewige Leben besteht in voll gestillter Sehnsucht; denn dort besitzt jeder Selige mehr, als er sich ersehnte und erhoffte. Das kommt daher, daß niemand im irdischen Leben seine Sehnsucht stillen kann und daß etwas Geschaffenes niemals das Verlangen des Menschen erfüllt. Gott allein stillt es, und er allein übertrifft es unendlich …..
Was immer Freude bereitet, das alles gibt es dort in Überfülle. Wenn jemand nach Freuden strebt: Dort ist die größte und vollkommenste Freude, weil sie von Gott, dem höchsten Gut, kommt. Es heißt: >Zu deiner Rechten ist Wonne für alle Zeit<
Das ewige Leben besteht auch in der frohen Gemeinschaft aller Seligen.
Sie ist eine überglückliche Gemeinschaft, denn jeder liebt alles Gute mit allen Seligen gemeinsam. Jeder liebt den andern wie sich selbst. Darum freut er sich über das Glück des andern wie über das eigene. Daher kommt es, daß Freude und Glück des einen mit dem Glück des andern wächst“. (Expositio in Symbolum Apostolicum, Art. 12)
“ 5 Minuten Ewigkeit machen ein ganzes Leben wieder gut!“
(Georges Bernanos)
Visio beatifica
Was ist unter der „visio beatifica“, der seligmachenden Schau Gottes nach dem Tod zu verstehen?
Die Gottschau ist nicht exklusiv zu verstehen, als dürften wir nur Gott und nichts sonst erleben.
Gott ist der Ursprung aller Dinge, das bonum universale, d.h.: das allumfassende Gut.
Gott schauen heißt: alle Dinge in Gott schauen;
allem, was uns lieb und teuer ist, in seinem ursprünglichen Wesen begegnen, d.h.: so, wie es eigentlich gemeint war.
Maria
Zum Thema: Aufnahme Mariens in den Himmel
Folgendermaßen begründet Pius XII. das Dogma von Mariens Himmelfahrt:
„Da unser Erlöser Mariens Sohn ist, mußte er – als vollkommenster Befolger des göttlichen Gesetzes – neben dem ewigen Vater auch seine geliebte Mutter ehren. Da er sie nun aber mit so großer Ehre schmücken konnte, sie vor der Verderbnis des Grabes unversehrt zu bewahren, so ist zu glauben, daß er das tatsächlich getan hat.“
Jesus Christus, der auferstandene und erhöhte Sohn Gottes und Herr des Alls, hat seine liebe Mutter nach ihrem Tod zu sich in seine Herrlichkeit geholt.
Er hat sie nicht einfach den Weg allen Fleisches gehen lassen, sondern ihr die Ehre und Liebe erwiesen, die ihr gebührt. Er hat alles getan, was er für sie tun konnte.
Er hat die, die ihn einst zur Welt kommen ließ, in den Himmel kommen lassen.
Marias Gottesmutterschaft wurde im Tod nicht beendet, sondern vollendet.
Was Gott so miteinander verbunden hat – wie Jesus und Maria – konnte auch der Tod nicht trennen.
Und wenn die Verbindung mit Jesus stärker ist als der Tod, dürfen auch wir hoffen. Nennt er doch die, die das Wort Gottes befolgen, Mutter, Vater und Brüder …….
„Wo die Madonna weilt, da weilt die Schönheit und die Freude“. (Theodor Fontane)
Gibt es die Hölle?
Es gibt – nach dem Wort der Schrift – eine ewige Hölle,
da es ein ewiges, unwiderrufliches Nein zu Gott gibt. – Die Hölle ist das ewige Ghetto der Gottesfeinde.
Warum läßt Gott das Leid zu?
Aus Liebe.
Weil wir die Schule des Leidens brauchen, um zu reifen;
die Enttäuschungen, um zum wahren Leben durchzudringen.
Vgl. Hebr. 12, 4-11:
„Wen der Herr liebt, den züchtigt er……. Jede Züchtigung scheint zwar für den Augenblick nicht Freude zu bringen, sondern Schmerz; später aber schenkt sie denen, die durch diese Schule gegangen sind, als Frucht den Frieden und die Gerechtigkeit“.
Das Leid in der Welt beweist nicht etwa die Nichtexistenz Gottes, sondern die Erlösungsbedürftigkeit des Menschen.
Erhört Gott unsere Gebete?
Kaum ein Thema ist so zentral im Evangelium wie der Aufruf zu beharrlichem und inständigem Gebet.
Christus versichert uns: Gott erhört die Gebete. (vgl. z.B. LK 11, 1-13).
Darin ist zunächst einmal ausgesagt, daß Gott unser Beten hört.
„Wenn du betest, geh in deine Kammer und schließ die Tür zu; dann bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist. Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten“ (Mt 6,6).
Gott sieht und hört das Gebet im Verborgenen. Der Betende darf wissen, daß er nicht ins Leere hineinspricht, sondern von Gott gehört wird. – In gewisser Weise ist das bereits das größte Wunder.
Im Gebet die Nähe und Gegenwart des himmlischen Vaters erfahren: das ist die schönste Frucht des Gebets (und die Gabe des Heiligen Geistes: LK 11,13).
Das Bittgebet ist darüberhinaus aber auch objektiv wirksam.
Gott bindet gewisse Gaben an das Gebet.
Vieles gewährt er uns umsonst, ohne daß es den Anschein der Gabe hat -.
Aber gewisse Dinge will Gott nicht ohne unsere Beteiligung bewirken.
Jesus: „Bittet, so wird euch gegeben“ (LK 11,9).
Gott wirft seine Gaben nicht einfach hin, Gott drückt sie nicht in die geschlossene Faust, sondern gibt sie in die offene Hand. (Er drängt uns seine Hilfe nicht auf; wenn wir nicht nach ihm fragen und von ihm nichts wollen, dann läßt er uns nach eigener Facon selig werden).
Insofern ist das Gebet objektiv wirksam und nützlich:
Wir empfangen so viel – oder so wenig – wie wir erbitten.
Darum mahnt Christus zum unablässigen Gebet und darum kann der Jakobusbrief sagen: „Ihr erhaltet nichts, weil ihr nicht betet“ (Jak 4,2).
Die Bitte des Menschen ist eine Macht und Kraft, die Gott selbst in seiner Heilsordnung vorgesehen hat.
Bei Augustinus steht der Satz:
„Die Kirche hätte keinen Paulus, wenn Stephanus nicht (für Saulus) gebetet hätte“……..
Im Gebet gibt Gott uns Anteil an seiner Allmacht;
darum ist für das (ehrliche) Gebet „kein Ding unmöglich“.
Die Erhörung in der nichterfüllten Bitte
Gottes Heilswille und Liebe ist unbedingt.
Er erhört in jedem Fall unser Gebet.
Die Frage ist nur: wie er es erhört.
Am Ölberg betet Jesus um Bewahrung vor dem Kelch des Leidens, er wünscht sich das Leben, die Rettung vor dem Tod.
Erhört der Vater diese Bitte des Sohnes? – Er lässt ihn doch den Weg des Leidens bis zum Tod am Kreuz gehen.
Ja, aber auf diesem Weg gelangt Jesus zum größeren Leben: zum verherrlichten Leben der Auferstehung und zum endgültigen Sieg über den Tod. Sein Leiden wird heilbringend für die Vielen sein.
So schenkt Gott „in seiner Barmherzigkeit unendlich viel mehr, als wir erbitten oder uns ausdenken können“ (Eph. 3,20).
Im übrigen:
Gott weiß besser als wir, was gut für uns ist.
Viele menschlichen Wünsche sind zweifelhaft und kurzsichtig.
Darum kann auch die Nicht-Erfüllung eines Wunsches eine Erhörung sein, Ausdruck einer Sorge, die die menschliche Perspektive übersteigt.
So erging es Paulus:
Dreimal – so berichtet er 2 Kor 12,8 – habe er Gott im Gebet bestürmt, er möge den Stachel aus seinem Fleisch nehmen: Gott aber beschied ihm, es solle ihm an seiner Gnade genug sein.
Immer aber gilt das Wort (Edith Steins):
„Gott erfüllt nicht alle unsere Wünsche, aber alle seine Verheißungen.“
Epilog:
Ein Pianist hat gesagt: „Wenn ich einen Tag lang nicht übe, merke ich es; wenn ich 2 Tage lang nicht übe, merkt es meine Umgebung; wenn ich 3 Tage lang nicht übe, merkt es mein Publikum.“
Analog dazu läßt sich zum Beten sagen:
„Wenn ich einen Tag lang nicht bete, merkt Gott es. – Wenn ich 2 Tage nicht bete, merke ich es. – Wenn ich 3 Tage nicht bete, merkt es meine Umgebung…….“
Was heißt „meditieren“ (in christlicher Sicht)?
Nicht: ins Leere blicken,
sondern: auf Christus blicken.
Konzentration auf Gott, nicht auf den Bauchnabel ……..
Zum Veständnis der göttl. Vorsehung
vgl. Röm 8: „……. daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten dienen“.
Dem mit Gott verbundenen Menschen müssen alle Dinge irgendwie dienstbar sein auf seinem Weg zu Gott. (vgl. Ignatius von Loyola: alle Geschöpfe sind auf den Menschen hin geschaffen, um ihn zu seinem Ziel zu helfen).
Selbst unsere Feinde können nicht mehr erreichen, als uns dort hin zu bringen, wo Gott uns haben will …..
„Ich sehe, daß alles, was uns feindlich zu sein scheint, uns dorthin führt, wo Gott uns haben will“. (Klemens Maria Hofbauer)
Warum ist die Apostolische Kirche…
…Grundlage und Norm für die Kirche aller Zeiten?
Weil nur die Apostolische Kirche Christus aus eigener Anschauung kennt, und zwar den vorösterlichen Jesus ebenso wie den auferstandenen Herrn.
Alle späteren Generationen der Christenheit sind an die Erfahrung der Augenzeugen gebunden (wie sie sich v.a. in der Hl. Schrift niedergeschlagen hat).
Tradition ist nichts anderes als die unverfälschte Weitergabe dieser apostolischen Erfahrung.
Eine Kirche, die sich von der Tradition einfach abkoppeln und das Christentum gleichsam neu erfinden wollte, könnte darum nicht mehr die Kirche Jesu Christi sein.
Warum beichten?
Die Kirche legt uns nahe, immer wieder, wenigstens aber in der vorösterlichen Bußzeit zum Beichten zu gehen.
Wie läßt sich diese Weisung begründen?
Wozu ist die Beichte überhaupt gut?
1. Die Beichte ist eine Form der Selbst-Demütigung.
Der Mensch erfährt sich als der, der er in Wahrheit ist: als sündiger und schwacher Mensch, der immer wieder in die alten Fehler zurückfällt, der keineswegs nur Grund hat, stolz auf sich zu sein.
Die Beichte ist eine zwar unangenehme, aber bitter notwendige Therapie an unserer eingefleischten Selbstgerechtigkeit und Selbstgefälligkeit.
Aber nur auf diesem Weg ist nach dem klaren Wort der Schrift die Erhöhung und Gerechtmachung durch Gott zu erlangen (eindrücklich veranschaulicht im Gleichnis vom Pharisäer und Zöllner im Tempel: „Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, wer sich aber selbst erniedrigt, wird erhöht werden“ LK 18, 9-14).
2. Die Beichte ist das Sakrament der Versöhnung mit Gott und der Kirche. Dietrich Bonhoeffer, der ein starker Vorkämpfer für die Wiedereinführung der Beichte in der evangelischen Pastoral war, schreibt (in „Gemeinsames Leben“): In der Beichte geschieht „der Durchbruch zur Gemeinschaft“. – Die Sünde mache den Menschen einsam, lichtscheu, verschlossen. „Im Dunkel des Unausgesprochenen vergiftet sie das ganze Wesen des Menschen. Das kann mitten in der frommen Gemeinschaft geschehen. In der Beichte bricht das Licht des Evangeliums in die …Verschlossenheit des Herzens hinein … Das Unausgesprochene wird offen und bekannt. Wenn der Sünder seinen Stolz und seine Selbstrechtfertigung aufgibt, findet er Gemeinschaft“.
Dabei genügt es nach Bonhoeffer nicht, sich die Sünde bloß selbst im Herzen einzugestehen. Denn das birgt die Gefahr, sich die Schuld auch selbst zu vergeben …
3. Es gibt eine allgemeine Verpflichtung der Christen zur Heiligkeit.
„Heiligkeit“ bedeutet – nach K. Rahner – die Durchschnittlichkeit als Herausforderung anzunehmen. In der Durchschnittlichkeit aufzugehen laufe dagegen auf Sünde hinaus.
Nachfolge Christi ist nicht der bequeme Weg des Mittelmaßes und der Durchschnittlichkeit. – In der Beichte stelle ich mich den Erwartungen Gottes und mühe mich um wenn auch kleine Fortschritte.
4. Der Wert der Beichte erschließt sich am meisten von ihrer Wirkung her. Die Frucht dieses österlichen Sakramentes ist der Friede (vgl. Joh 20,21 ff.). Der Friede mit Gott, die Versöhnung mit der Kirche, die Befriedung des eigenen Gewissens. Dieser Friede, den die Welt nicht geben kann, ist ein übernatürliches Geschenk. Sollte man eine solche von Gott angebotene Gnade einfach ausschlagen?
Für die Kirche – und die ganze Gesellschaft wäre die Wiedergewinnung des „verlorenen Sakraments“ der Beichte von großer Wichtigkeit.
„In der Kirche wie in der Gesellschaft herrscht heute eine starke kritische Haltung, eine Anklagementalität vor. Jeder gibt (wie schon die Stammeltern nach der Sünde) die Schuld weiter. Nach einem Wort Claudels wird jedoch die Kirche nicht gerettet durch die Splitter, die man aus den Augen der anderen zieht, sondern durch die Balken, die jeder aus dem eigenen Auge entfernt“ (Anton Ziegenaus).
(Lit: Anton Ziegenaus, Das Bußsakrament als Brennpunkt der Umkehr, in: Forum kath. Theologie 4. Jg. 1988, 282-297)
Epilog:
Bei einem Hochzeitsmahl soll sich nachmittags der Pfarrer vorzeitig verabschiedet haben, da er in den Beichtstuhl gehen müsse. Dabei soll ein Gast ganz verwundert gefragt haben: „Ja wird denn bei euch immer noch gebeichtet?“ Darauf der Pfarrer: „Ja selbstverständlich wird bei uns noch gebeichtet, da bei uns auch noch gesündigt wird.“
Menschliche Schuld – Sünde vor Gott
Warum bedeutet jede Schuld, jedes mitmenschliche Versagen immer auch zugleich eine Sünde wider Gott?
I. Gott hat uns – wie Paulus sagt – sein Gesetz ins Herz geschrieben und in Jesus Christus seinen Willen kundgetan. In der Stimme des Gewissens und in der Botschaft des Evangeliums ist Gott dem Menschen gegenwärtig und ruft ihn zum Guten (d.h.: zu seiner eigentlichen menschlichen Bestimmung). Jeder bösen Tat geht darum ein gewisses >Nein< zu Gott und seiner Weisung voraus.
II. Wer sich an den Geschöpfen versündigt, versündigt sich gleichzeitig an deren Schöpfer: „Wer den Armen verspottet, schmäht dessen Schöpfer“ (Spr. 17,5).
Stichwort „Ökumene“:
Notwendig ist eine Ökumene, die den Glauben ernstnimmt.
(so Kard. Joh. Willebrands in: „30 Tage“ 11/1997,30)
Der bedeutende protestantische Theologe Oscar Cullmann, der als Beobachter der Evangelischen Christenheit am 2. Vatikanischen Konzil teilnahm, sprach sich wiederholt entschieden gegen die „Interkommunion“, also den gemeinsamen Kommunionempfang von Katholiken und Protestanten aus. Seiner Erfahrung nach seien solche Feiern nämlich weniger Ausdruck der Gemeinschaft im Glauben, als vielmehr der Gleichgültigkeit in Glaubensfragen. Es komme nicht mehr darauf an, was eigentlich gefeiert werde, sondern nur noch dass gemeinsam gefeiert werde. Auf diese Weise aber mache man sich schuldig am Glauben.
Leitbild einer verantwortlichen Ökumene, einer Ökumene, die Glaubenswahrheiten nicht verleugnet, könnte Joseph Ratzingers Wort von der „operativen Einheit“ sein. Ökumene hieße dann: Gemeinsames Zeugnisgeben für das Evangelium und gemeinsamer Einsatz für die Menschenwürde in einer mehr und mehr entchristlichten Welt.
Luther
Es tut dem Katholizismus gut, einmal durch Luther „hindurchgegangen“ zu sein. – Nicht da stehenzubleiben, aber etwas mitzunehmen: Eine heilsame Skepsis gegenüber aller religiösen „Werkerei“, also einer frommen Betriebsamkeit, die letztlich nur sich selbst sucht, nicht aber den lebendigen Gott. – Der Blick muss immer wieder frei werden auf Gott allein.
Christentum und Weltreligionen
„Liebe den Häretiker, aber hasse die Häresie“. (Augustinus)
Dieser Satz gilt auch in Bezug auf das Verhältnis der Theologie zu nichtchristlichen Religionen. Religion kann definiert werden als ein System des Denkens und Handelns, das unbedingte (totale) Geltung beansprucht.
Findet sich nun in einem solchen System Unwahres bzw. Inhumanes, dann muß christliche Theologie dem argumentativ und streitbar entgegentreten. Emil Brunner hat in diesem Sinne eine „eristische Theologie“ gefordert, welche sich mit den sie umgebenden Ideen und Gegebenheiten disputierend u. streitend auseinandersetzt. (vgl. Zahrnt, die Sache mit Gott, 1984, 75)
Eine Theologie, die sich aus dem geistigen Wettbewerb der Zeit einfach davonstiehlt, hat sich selbst überflüssig gemacht.
Zum Verständnis des Eheversprechens:
„Ich will dich lieben, achten und ehren, solange ich lebe“.
Vgl. die italienische Redensart:
„Die Deutschen lieben uns, aber sie achten uns nicht. Wir lieben die Deutschen nicht, aber wir achten sie“ …….
„Nichts Schlimmeres kann es in einer Ehe geben, als wenn zwei Menschen verschiedener Ansichten und Bestrebungen sind“. (Charles Dickens, David Copperfield.)
Ein afrikanisches Sprichwort sagt:
„Sprechen heißt lieben“.
Nach einer Umfrage reden Eheleute im Durchschnitt pro Tag siebeneinhalb Minuten miteinander ……
Können -ehelos lebende- Kleriker Eheleute beraten?
Gegenfrage:
Kann ein Arzt nur die Krankheiten behandeln, die er selber hat?
Heilige Sorglosigkeit
„Unsere größte Sorge sollte sein, jede Sekunde endlos sorglos zu sein, nicht sorglos aus Nachlässigkeit, sondern weil wir auf Gott vertrauen“. Josef Kentenich
Merke: Die Art, wie du dir Sorgen machst oder aber gelassen bist, ist ein Gradmesser für deinen Glauben.
Dankbarkeit
Über Dankbarkeit schreibt R. Guardini:
„Es ist wichtig, überaus wichtig, daß der Mensch das Danken lernt. Er muß die Gleichgültigkeit abtun, welche die Dinge selbstverständlich nimmt. Nichts ist selbstverständlich; alles ist Gabe. Erst wenn der Mensch es so versteht, wird das Dasein frei“.
„In der ganzen Natur finden wir die Initialen Gottes, und alle erschaffenen Wesen sind Liebesbriefe Gottes an uns“. (Ernesto Cardenal)